: Nachhilfe von ganz oben
LEIBESÜBUNGEN An 20 Grundschulen werden künftig Trainer der großen Berliner Vereine die Lehrer beim Sportunterricht unterstützen. Bildungssenatorin Scheeres hält das Projekt noch für ausbaufähig
Sportstunde an der Reinhardswald-Schule: „Nun wollen wir mal zeigen, was wir können!“ Die Lehrerin klingt ein bisschen ungeduldig. Auf einem Hocker steht ein Junge vor dem Basketball-Korb und wirft. Verfehlt. Jetzt feuert ihn der Alba-Trainer an: „Komm, noch mal!“ Der Achtjährige trifft. Große Freude.
Dass Sportlehrer und Trainer namhafter Sportvereine zusammenarbeiten, wird an der Kreuzberger Grundschule jetzt zur Regel. Trainerinnen und Trainer von Alba Berlin, Hertha BSC, dem 1. FC Union, den Füchsen, den Eisbären und den Berlin Recycling Volleys wirken künftig aktiv mit. An diesem Montag ist Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) ist in Begleitung der sechs Clubchefs vor Ort, um das Projekt „Profivereine machen Schule“ zu präsentieren.
In zwei von drei Sportstunden werden SportlehrerInnen und TrainerInnen künftig gemeinsam unterrichten. Ab der dritten Klasse können die Schüler dann Arbeitsgemeinschaften der jeweiligen Vereine besuchen. So soll der Sportunterricht besser, der Ganztagsbetrieb attraktiver und die außerschulische Betreuung vielfältiger werden. Das Abgeordnetenhaus stellt 300.000 Euro zur Verfügung, dafür werde ein neues Berufsbild geschaffen: „Kinder- und Jugendtrainer, die hauptamtlich im Unterricht arbeiten“, erklärt Albas Vizepräsident Henning Harnisch. Und Hertha-Boss Michael Preetz findet große Worte: „Kinder und Jugendliche sind das höchste Gut unserer Gesellschaft.“ Vereine wie seiner mit knapp 30.000 Mitgliedern hätten eine „große soziale Verantwortung“.
„Ehrgeiz lohnt sich“
Scheeres betont, es gehe hier nicht nur um Talentförderung. „Durch Sport lernen Kinder, dass Ehrgeiz sich lohnt“, sagt sie. Das Selbstwertgefühl steige, die Kinder lernten besser. Und Bob Hanning, Geschäftsführer der Füchse, legt noch einen drauf: „Von zehn Jugendlichen, die straffällig werden, waren neun noch nie in einem Ballsportverein!“
Die Kooperation wurde mit 20 Schulen mit Sportschwerpunkt geschlossen. Wäre das Angebot nicht gerade auch für die anderen Kinder und Jugendlichen wichtig? Klar würde er lieber mit 100 Schulen kooperieren, sagt Hanning. Aber dafür reiche das Geld nicht. Senatorin Scheeres gibt sich da optimistisch: Das Abgeordnetenhaus unterstütze das Projekt, der Start sei gelungen. Wenn es so weiterlaufe, könne man sicher auf weitere Mittel hoffen. „Wir dürfen das nicht immer nur defizitorientiert sehen“, so Scheeres. IGOR MITCHNIK