: Warnung vor Gift im Mais ignoriert
FUTTERMITTEL-SKANDAL Staatsanwaltschaft nimmt Ermittlungen gegen einen Hamburger Futtermittel-Importeur auf, der trotz Warnungshinweis der Bundesregierung vergifteten Mais eingeführt hat
Die Hamburger Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen gegen den Futtermittel-Importeur Alfred C. Toepfer International aufgenommen. Das Hamburger Unternehmen soll mit dem Schimmelpilzgift Aflatoxin verseuchten Futtermais eingeführt und verkauft haben. Am Montag erstattete die Hamburger Gesundheitsbehörde Anzeige wegen Verstoßes gegen das Lebensmittel- und das Futtermittelgesetzbuch. „Wir prüfen, ob es einen Anfangsverdacht gibt“, sagte Staatsanwältin Nana Frombach.
Toepfer soll Ende vergangenen Jahres insgesamt 45.000 Tonnen serbischen Futtermais über den niedersächsischen Hafen Brake eingeführt haben. Etwa 10.000 Tonnen wurden über verschiedene Zwischenlieferanten an Höfe vor allem in Norddeutschland geliefert. Die Verfütterung des Maises hatte zur zeitweisen Sperrung von 938 niedersächsischen Höfen geführt. Auch 37 schleswig-holsteinische Landwirte hatten den vergifteten Mais geordert.
Die Bundesregierung hatte schon im letzten Herbst serbischen Futtermais mit einem Warnhinweis versehen, nachdem in Stichprobenkontrollen das krebserregende Aflatoxin entdeckt worden war. Die Warnung hielt Toepfer offenbar nicht ab, den belasteten Mais zu importieren und zu vertreiben – ohne ihn zu kontrollieren.
„Die Unternehmen sind verpflichtet, ihre Futtermittel regelmäßig zu testen und Auffälligkeiten sofort zu melden“, sagt Rico Schmidt, Sprecher der Hamburger Gesundheitsbehörde. Das sei in diesem Fall offensichtlich nicht geschehen.
Silke Schwartau von der Hamburger Verbraucherzentrale fordert hingegen, dass es „statt Eigenkontrollen mehr staatliche Kontrolle“ brauche. Eine Forderung, der sich auch Hamburgs Grüne angeschlossen haben, während der Kieler Agrarminister Robert Habeck (Grüne) die Wirtschaft in der Pflicht sieht. „Sie muss für die Sicherheit ihrer Produkte sorgen, aus dieser Pflicht will ich sie nicht entlassen.“ MARCO CARINI