Prozess gegen „Schwarzbuch WWF“: Autor muss Passage streichen
Aus dem „Schwarzbuch WWF“ muss ein Interview gestrichen werden. Darauf einigten sich die Umweltorganisation und der Buchautor vor dem Landgericht Köln.
KÖLN dapd | Im Streit mit der Naturschutzorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) muss der Buchautor Wilfried Huismann einige kritische Passagen streichen. Vor dem Landgericht Köln einigten sich beide Seiten am Freitag, dass eine interviewte WWF-Funktionärin in der kommenden Auflage des „Schwarzbuch WWF“ nicht mehr mit Namen genannt und ihre Zitate herausgenommen werden. Sie hatte das Interview nach eigenen Angaben nicht eindeutig freigegeben.
Der WWF hatte in dem Zivilverfahren die Unterlassung von mehr als zehn Vorwürfen in dem Werk gefordert und eine entsprechende einstweilige Verfügung beantragt. Der mit dem Grimme-Preis ausgezeichnete Autor wirft dem WWF vor, mit Industrieunternehmen zu kooperieren, die indirekt zur Naturzerstörung beitragen. Unter anderem sei der Häuptling eines bedrohten Stammes vom WWF unter Druck gesetzt worden. In einem anderen Fall schreibt Huismann, dass der WWF nichts gegen die Waldzerstörung in einem Savannengebiet unternehme.
Ein WWF-Anwalt sprach am Freitag von „Falschbehauptungen“. Die Organisation, für die es auch um Glaubwürdigkeit und den Ruf geht, war bereits gegen eine Filmdokumentation von Huismann vorgegangen und hatte nach der Ausstrahlung ein Verbot von zentralen Aussagen vor Gericht durchgesetzt.
„Das öffentliche Interesse hinsichtlich des Umweltschutzes ist ganz erheblich“, sagte die Vorsitzende Richterin am Freitag. Die Aussagen müssten differenziert betrachtet werden. Huismann habe generell vom WWF gesprochen, ohne zwischen den einzelnen Landesorganisationen zu unterscheiden.
Das Gütersloher Verlagshaus spielte die Bedeutung des eigenen Buches herunter. Das Buch habe sich anfangs gar nicht verkauft, sagte Verlagsjustiziar Rainer Dresen. Erst durch die Pressearbeit von WWF seien die Bücher weggegangen wie „warme Semmeln“. Das Buch „Schwarzbuch WWF - Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda“, das auf den Recherchen zum Film basiert, war im vergangenen April mit einer Auflage von rund 10.000 Exemplaren erschienen.
Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) hält dem WWF Zensur vor, weil die Organisation Vertriebsfirmen und Buchhändler mit einem anwaltlichen Schreiben unter Druck gesetzt habe. Nach Ansicht von WWF habe es sich nur um eine Information über den Rechtsstreit und nicht um eine Drohung gehandelt. Inzwischen haben wichtige Buchhändler das rund 250 Seiten umfassende Werk aus dem Vertrieb genommen.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Alleingang des Finanzministers
Lindner will Bürgergeld kürzen
Putins Brics-Gipfel in Kasan
Club der falschen Freunde
Deutsche Asylpolitik
Die Hölle der anderen
Kritik an Initiative Finanzielle Bildung
Ministeriumsattacke auf Attac
Linke in Berlin
Parteiaustritte nach Antisemitismus-Streit
Investitionsbonus für Unternehmen
Das habecksche Gießkannenprinzip