Kommentar Kongo-Krise: Es geht um Afrikas Reputation

Kongo und die umliegenden Länder wenden sich gegen Milizen und Rebellen in der Region. Die Vereinbarung ist außerordentlich wichtig, um eine Eskalation zu verhindern.

Wenn heute die Afrikanische Union (AU) zu ihrem Jahresgipfel zusammentritt, wird die neue Krise in der Demokratischen Republik Kongo ganz oben auf der Prioritätenliste stehen. Die neuen Kämpfe im Ostkongo sind eine Herausforderung für Afrika, weil sie einen internationalen Konflikt heraufbeschwören könnten – Ruanda wird vorgeworfen, Ostkongos neue M23-Rebellion zu unterstützen, und grenzüberschreitende Konflikte in dieser Weltregion waren immer brandgefährlich.

Vor diesem Hintergrund ist die Vereinbarung, die Kongo, Ruanda und neun weitere Länder der Region jetzt getroffen haben und der AU vorlegen wollen, außerordentlich wichtig. Alle Länder wenden sich gemeinsam gegen irreguläre Milizen und Rebellen in der Region – das ist ein Bekenntnis dazu, die zwischenstaatlichen Spannungen nicht weiter eskalieren zu lassen.

Eine „neutrale internationale Truppe“ soll diese Gruppen im Ostkongo bekämpfen – das ist ein Bekenntnis dazu, dass Kongos marode Armee das nicht mehr allein machen soll. Und die ehemalige afrikanische Vermittlergruppe, die bereits im letzten ostkongolesischen Krieg 2008–09 einen Friedensprozess in Gang setzte, soll wieder ins Leben gerufen werden – das ist ein Eingehen auf eine zentrale Forderung der M23-Rebellen.

Wenn das alles geschieht, gibt es vielleicht wieder Hoffnung. Die AU sollte diese Vorlage der regionalen Staaten offensiv aufgreifen. Denn für Afrika steht im Kongo nicht nur seine Stabilität auf dem Spiel, sondern auch seine Reputation. Solange Afrikas rohstoffreichstes Land zugleich sein ärmstes ist, wird die Welt Afrika weiter die Fähigkeit absprechen, vernünftig mit seinen eigenen Reichtümern umzugehen. Je rasanter Afrika sich modernisiert, desto deutlicher ist der Kongo ein Schandfleck auf der afrikanischen Landkarte.

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