: Chance für den langen Tunnel?
Seehauser kritisieren Gutachter: dieser habe den ungeliebten kurzen Autobahntunnel unter der Weser hindurch viel zu billig gerechnet. Moderationsverfahren vor dem Abschluss
Bremen taz ■ Die Gutachten sind erstellt, das Moderationsverfahren zum Bau des Autobahntunnels unter der Weser zwischen Bremen-Seehausen und den Stahlwerken steht vor dem Abschluss. Ein Ende des Streits um die richtige Bauweise der Weserquerung allerdings ist weiter nicht in Sicht.
Zwar haben die Gutachter die bisherigen Kostenschätzungen für die beiden diskutierten Tunnel-Varianten als überhöht verworfen. Auch die neuen Gutachter-Zahlen jedoch untermauern scheinbar die bisherige Position des Bauressorts: demnach ist ein Tunnel, der bergmännisch unter dem Dorf und der Weser hindurchgebohrt wird, deutlich teurer als eine von oben in den Schlick der Weser und das benachbarte Ufer eingeschwemmte Tunnelröhre.
Die aber ist im Dorf verhasst. Der Grund: Der Einschwemm-Tunnel muss nicht so tief unter der Oberfläche liegen, der Verkehr kann daher auch schneller wieder an die Oberfläche kommen – im Fall Seehausen etwa 500-600 Meter näher am Dorf. Und das ist das Problem. Direkt hinter ihren Gärten, empört sich Claudia Schläfereit von der Interessengemeinschaft Langer Tunnel e.V., würden die Lkw auf dem Weg ins Güterverkehrszentrum so künftig aus dem Untergrund empor donnern – ein Affront gegen all jene, die im benachbarten Baugebiet in den vergangenen Jahren ihr Haus im Grünen errichtet haben. „Junge Familien lieben die Ruhe in Seehausen“, wirbt die Wohnungsbaugesellschaft Wesermarsch mbH, die die Grundstücke vermarktet. Kommt der kurze Tunnel, dürfte es damit bald vorbei sein.
Doch die AnwohnerInnen haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Ursprünglich war die Behörde von Baukosten in Höhe von 231 Millionen Euro für den Bohrtunnel und 205 Millionen Euro für den Einschwemm-Tunnel ausgegangen. Die neuen Gutachter bestätigten dann die Behauptung der Interesensgemeinschaft, dass der Bohrtunnel schon für 210 Millionen Euro zu haben sei. Das niederländische Ingenieurbüro, das daraufhin im Auftrag der Planer die Kosten für den Einschwemm-Tunnel nochmals überprüfen sollte, kam dann auf ganze 184 Millionen Euro – wiederum 26 Millionen Euro billiger als die Bohr-Variante. Diese Zahl aber lässt Interessensgemeinschaft-Vorstand Hilmer Hagens nicht gelten. Die niederländischen Gutachter hätten für die Kalkulation nur Angebote für den Bau von Einschwemm-Tunneln herangezogen und nicht die tatsächlichen Baukosten. Real seien beide Varianten mit 205 beziehungsweise 210 Millionen Euro genauso teuer. Und der Bohrtunnel deswegen die „optimalste und beste Lösung“. sim