: „Klassen-Lotterie mit Nieten“
SCHULWAHL Heute erfahren die Kinder, in welche Fünfte sie wechseln. Manche haben Pech
■ 43, ist Radio-Kulturjournalistin, Mutter dreier Kinder und Gründerin der Eltern-Ini für eine faire Schulwahl.
taz: Frau Müller, haben Sie Sorge, dass Ihr Kind nicht auf die Wunschschule kommt – oder warum beschweren Sie sich übers Anwahlverfahren?
Walli Müller: Da muss ich Sie enttäuschen: Wir sind dieses Jahr nicht dran. Allerdings geht die Initiative wirklich auf eigenes Erleben zurück: Unser Sohn musste im vergangenen Jahr die sehr niederschmetternde Erfahrung einer Totalabsage verkraften …
Totalabsage? Der war doch wohl noch schulpflichtig?
Ja, und umso weniger rechnet man damit: Wenn keine der Wunschschulen passt, bekommt man eine Totalabsage. Das ist ein echter Schock. Und den werden auch heute eine ganze Reihe von Kindern und Eltern erleben, wenn die Briefe von der Schulverwaltung ankommen, vor allem, wenn sie Gymnasien oder Oberschulen im Innenstadtbereich angewählt haben …
… und nicht in Mitte wohnen.
Das hat damit nichts zu tun: Wir wohnen ja auch zentral. Es wird gelost – weil das Rechtssicherheit schafft.
Dabei jubelt doch der Senat, man habe „Elternwünsche noch besser erfüllt als im Vorjahr“: 97,4 Prozent der Kinder kämen auf eine Wunschschule …
Die Frustration über eine Niete in dieser Klassen-Lotterie ist für die einzelnen Kinder ja eher größer und schmerzhafter, wenn sie damit fast allein sind: Es bedeutet auch dann erhebliche Enttäuschung, wenn man die Zahlen des Ressorts einfach so hinnähme.
Aber das tun Sie nicht?
Nein: Diese 97,4 Prozent schließen ja die Zweit- und Drittwahlen ein. Die werden oft nur benannt, weil viele Eltern glauben, man müsste da etwas angeben. Und nachdem im vergangenen Jahr viele Kinder Totalabsagen bekommen haben, tragen vermutlich viele auch ungewünschte Schulen als Zweitwahl ein.
Aber 88,9 Prozent erfüllte Erstwahlen sind schon gut …
Wir behaupten nicht, dass alles schlecht wäre. Was bislang versäumt wurde, ist eine angemessene Reaktion auf die Anwahlen.
Inwiefern?
Vergangenes Jahr gab’s einen Run auf Gymnasien im Stadtzentrum. Bremen hatte zwar Gymnasialplätze geschaffen – aber in Huchting. INTERVIEW: BES
Elterninitiative für eine faire Schulwahl: www.faireschulwahl.de