Der Sieg der Frechheit

AUSSTELLUNG In der Böttcherstraße ist zu sehen, wie Frauen mit Witz, Ironie und Sarkasmus um ihren Platz in der Kunstwelt kämpfen. Und dabei ernst zu nehmende Kunst machen

VON ANDREAS SCHNELL

Einerseits wird der Witz seitens der jeweiligen Herrschaften seit je argwöhnisch beäugt. Weil er in Frage stellt. Je absoluter sich Macht geriert, desto weniger mag sie sich relativieren lassen durch die Respektlosigkeit des Humors.

Andererseits steht der Hofnarr schon genauso lange auf herrschaftlichen Lohnlisten. Sein Witz verneint, ist Kritik, aber durch’s Lachen entschärft. Mit Freud gesagt: Witz und Komik sind „Mittel von Triebabfuhr und gleichermaßen Triebbefriedigung in einer von Triebverzicht gekennzeichneten Gesellschaft“, schreibt Rita E. Täuber, Kuratorin der Ausstellung „Gnadenlos. Künstlerinnen und das Komische“, die ab heute in Bremen zu sehen ist.

Diese relative Freiheit der Kunst, die sich immer wieder an gesellschaftlichen Normen reibt, reproduziert aber zugleich in sich Herrschaftsverhältnisse. Weshalb Frauen sich auch hier ihren Platz erst erkämpfen mussten – und müssen. Das Kämpferische daran reflektiert der Name des Kollektivs „Guerilla Girls“, das in seiner Kunst explizit feministische Positionen formuliert: „Müssen Frauen nackt sein, um ins Metropolitan Museum zu kommen?“, fragt ein Plakat. Und liefert die Antwort mit: „Weniger als 4 Prozent der Künstler sind Frauen, aber 76 Prozent der Akte sind weiblich.“

„Gnadenlos“ beweist höchst unterhaltsam mit Arbeiten aus den letzten 100 Jahren, von Marianne Werefkin und Jeanne Mammen über Yoko Ono und Valie Export bis zu Pipilotti Rist und Sylvie Fleury, dass nicht nur die Künstlerinnen gewönnen, wenn sich dieses Verhältnis in Richtung Gleichheit verschöbe.

■ Eröffnung: Samstag, 15 Uhr, bis 9. Juni, Paula-Modersohn-Becker-Museum, www.pmbm.de