Kommentar Walsterben: Habecks neue Prosa

Habecks Beschwichtigungsrhetorikerinnert an jene alte Leier, die andere bei Bedenken gegen Großinvestitionen anschlugen

Beunruhigend ist das Schweinswalsterben in Schleswig-Holstein. Aber noch beunruhigender ist die defensive Haltung, die das Umweltministerium des Grünen Robert Habeck einnimmt, wenn’s um das Thema geht: Dass die Funde „hochgejazzt“ seien und die Tiere sich möglicherweise zum Sterben aus der nördlichen Nordsee südwärts verlagert hätten, erfährt man. Vielleicht sind sie ja auch verwandelte Schwäne und vom Himmel gefallen.

Nein, Robert Habeck erzählt keine Märchen mehr, wie früher, als er die Grünen-Wahlbroschüre mit frei erfundenen Figuren aufpeppte. Dafür erinnert die Beschwichtigungsrhetorik seines Umweltministeriums aber ganz vehement an jene alte Leier, die andere bei Bedenken gegen Großinvestitionen einst anschlugen. Bei der Endlagersuche zum Beispiel.

Nun sind die Gefahren der Atom- und der Windkraft kaum vergleichbar. Nur: Die Offshore-Ausbauprogramme sind gesellschaftlich vor allem ein Rettungsschirm für in Not geratene Atomstromanbieter. Den sollte man höchstens aufspannen, wenn auch die Öko-Bilanz stimmt. Das findet aber nur raus, wer Zweifel zulässt – und auf ihre Risiken schaut. Das erfordert, die Warnungen der Walschützer ernst zu nehmen, die anders als Greenpeace nicht vorhaben, an Meeres-Windparks mitzuverdienen. Denn sonst entpuppt sich der Green New Deal am Ende bloß als das alte dreckige Geschäft – in neuer Verkleidung.

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Jahrgang 1972. Seit 2002 bei taz.nord in Bremen als Fachkraft für Agrar, Oper und Abseitiges tätig. Alexander-Rhomberg-Preis 2002.

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