Landrat zu Anschlägen: "Das Haus soll menschenwürdig werden"

Landrat Stephan Loge (SPD) über die Zustände im Asylbewerberheim Waßmannsdorf, die NPD vor Ort und Zivilcourage.

Landrat Stephan Loge (SPD). Bild: Landkreis Dahme-Spreewald

taz: Herr Loge, hat der Sicherheitsdienst des Heims in Waßmannsdorf versagt?

Stephan Loge: Auf dem Grundstück gibt es weder Stacheldraht noch Scheinwerfer oder Kameras. Aber der Sicherheitsdienst ist nachts zumindest besetzt. Bewohner können immer jemanden ansprechen.

Der Betreiber hat also alles richtig gemacht?

53, seit 2008 Landrat des Kreises Dahme-Spreewald, ist für das Flüchtlingsheim in Waßmannsdorf zuständig.

Wir können auch fragen: Wollen wir Asylbewerberheime, die gesichert sind wie Festungen?

Wieso können die Flüchtlinge nicht in Wohnungen leben?

Hier im Heim wohnen gerade 170 Flüchtlinge, in der Nähe von Berlin noch 130 weitere in Wohnungen. Die Asylsuchenden suchen die Nähe von Berlin. Dort gibt es aber nicht genügend Wohnungen. Zudem haben noch nicht alle der 170 Flüchtlinge einen Aufenthaltsstatus, der einen Umzug überhaupt erlaubt.

Wie geht es mit dem Lager weiter? Beschwerden über die Zustände gibt es schon lange.

Der Landkreis Dahme-Spreewald hat das Gebäude erst vor Kurzem gekauft. Seitdem investieren wir. Weil von den Asylsuchenden und dem Flüchtlingsrat der berlinnahe Raum gewünscht war, haben wir ein Gebäude in der Nähe von Berlin gewählt – obwohl es unwirtschaftlich war. Jetzt wurde schon begonnen, die Fenster auszutauschen, das Dach wird ab nächster Woche gedeckt. Mitte November besprechen wir, wie es weitergeht. Die dringendsten Sachen will ich alle nächstes Jahr erledigen.

Ob Flüchtlinge in Wohnungen ziehen können, ist auch eine Frage des Budgets. Was kostet die Sanierung?

Das weiß ich erst im November. Aber eines ist klar: Hier kommt Menschenwürde ins Haus. Geschlechtergetrennte Sanitär- und Duschanlagen, anständige Fenster und Heizung sind selbstverständlich. Wenn man die Infrastruktur verbessert, findet sich hoffentlich auch ein aufgeschlossener Betreiber, der sich besser um die Betreuung der Leute kümmert.

Wie ist denn im Landkreis die Stimmung gegenüber dem Heim?

Bei uns im Kreistag sitzen drei NPDler. Ein Funktionär hat sich in Märkisch Buchholz über den Namen seiner Frau ein Anwesen gekauft. So ist es gelungen, mitten im Dorf den Sitz des Kreisverbands der NPD Dahmeland aufzumachen und einen Treff von Neonazis zu schaffen, die zum Teil aus ganz Deutschland anreisen. Durch die Zivilcourage hier im Landkreis und unsere Präventionsarbeit konnte sich das aber nicht so stark etablieren, wie sie es gerne hätten.

Was tun Sie, damit die Drohung – „Rostock ist überall“ – nicht wahr wird?

Die Polizei wird vor dem Gelände noch intensiver Streife fahren als vorher. Ich möchte aber wirklich keinen Hochsicherheitstrakt aus dem Heim machen.

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