: Vom HSV verheizt
In Hamburg sagt man nicht nur Tschüs, sondern kann auch Arschtritte säuseln: „Bastian stand in all seinem Tun immer komplett für den Verein ein und hat gute Arbeit geleistet“, sagte HSV-Sportchef Frank Arnesen über den von ihm gerade geschassten Nachwuchschef Bastian Reinhardt.
Reinhardt ist das vorerst letzte Opfer der verfehlten Personalpolitik von Ex-Boss Bernd Hoffmann. Der verschliss nicht nur acht Trainer, sondern ließ den Club nach dem Rausschmiss von Dietmar Beiersdorfer auch elf Monate ohne Sportdirektor. Als der Druck auf Hoffmann nach den geplatzten Verpflichtungen von Roman Grill, Urs Siegenthaler und Matthias Sammer immer größer wurde, beförderte er im Frühjahr 2010 seinen Praktikanten Reinhardt zum Sportdirektor mit Vorstandssitz.
Der 1975 in Ludwigslust geborene Innenverteidiger war 2003 eine der ersten Verpflichtungen unter Hoffmann gewesen. Gespielt hatte er davor bei VfL 93 Hamburg, Hannover 96 und Arminia Bielefeld. Beim HSV stand er häufig im Schatten von Spielern wie Nico-Jan Hoogma oder Daniel van Buyten, eroberte sich aber einen Ruf als Mr. Zuverlässig, der immer da war, wenn man ihn brauchte. So kam er bis 2010 auf 132 Bundesliga-Spiele für den HSV, bis ihn zwei Mittelfußbrüche zum Karriereende zwangen.
Zur Stelle war er auch, als Bernd Hoffmann jemanden brauchte, der ihm aus der Patsche half. Außer einer Fortbildung hatte Reinhardt keine administrativen Erfahrungen und als Notlösung war er von vornherein eine lame duck. Neben Hoffmann und Trainer Armin Veh gelang ihm auch keine nachträgliche Profilierung. Im Frühjahr 2011 versuchte Hoffmann mit einem letzten großen Wurf sein eigenes Schicksal nochmal zu wenden und verpflichtete den international renommierten Frank Arnesen als Sportchef.
Reinhardt konnte er schlecht wieder zum Praktikanten degradieren, also machte er ihn zu gleichen Bezügen zum Nachwuchschef. Hoffmann ist längst weg und Arnesen muss irgendwann gemerkt haben, dass dieser Posten als Verschiebebahnhof zu wichtig ist. Nun nutze er das Auslaufen des Vertrages von Reinhardt dazu, den verdienten Leiter des Nachwuchszentrums Michael Schröder zum alleinigen Nachwuchschef zu machen.
Reinhardt soll sich zwar gesträubt haben, geht jetzt aber pragmatisch mit seiner Degradierung um und will seine Trainerscheine machen. Frank Arnesen lässt generös verlauten: „Bastian hat selbstverständlich die Möglichkeit, dann als Trainer im Nachwuchsbereich des HSV wieder einzusteigen.“ Vom Praktikanten zum Sportchef zum Nachwuchstrainer. Nicht nur in Hamburg sagt man dazu: Verheizt. RALF LORENZEN