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Archiv-Artikel

„Wie eine Expedition“

PREVIEW Bremer Kameramann stellt die Doku „Dolpo Tulku – Heimkehr in den Himalaya“ vor

Thomas Henkel, 44

■ ist in Bremen aufgewachsen und lebt heute als Kameramann in Berlin.

taz: Herr Henkel, wovon erzählt Ihr Film?

Thomas Henkel: Von einem buddhistischen Mönch, der mit elf Jahren als Reinkarnation eines hohen Lamas erkannt wurde. Der Film begleitet Tulku, wie er nach 16 Jahren Ausbildung in Südindien in seine Heimat, das Hochtal Dolpo im Nordwesten Nepals, zurückkehrt.

Was erwartet ihn dort?

Eine unheimliche Verantwortung: Für die rund 7.000 Buddhisten im Dolpo ist er Papst, König und Präsident zugleich. Das Dolpo ist nur über einen 5.000-Meter-Pass zu erreichen, es gibt keine Straßen, keine Flugzeuge oder Autos, keinen Mobilfunk. Die Menschen dort sehen Tulku nicht nur als spirituellen Leiter, er soll auch Weltliches regeln, wie den Straßen- oder Schulbau.

Nach 16 Jahren in Südindien ist das sicher wie eine andere Welt?

Ja, in Indien hat Tulku im 21. Jahrhundert gelebt: Mit Laptop, zwei Mobiltelefonen, fast wie auf einem modernen Universitätscampus. Der Film begleitet ihn quasi auf einer Reise in die Vergangenheit.

Wie geht Tulku mit dieser Herausforderung um?

Seine Offenheit und Ehrlichkeit haben mich stark beeindruckt. Die Frage, ob er sich als Wiedergeborener an sein früheres Leben erinnert, hat er offen verneint. Ebenso offen hat er über Ängste gesprochen: Dass er sich mit 27 jung fühlt und nicht weiß, ob er der Aufgabe gewachsen ist. Dennoch meistert er sie mit großer Leichtigkeit und widmet ihr sein Leben.

Welche Aufgabe war der Filmdreh für Sie als Kameramann?

Beruflich gesehen war das die Herausforderung meines Lebens. Der Dreh war wie eine Expedition. Wir waren während der Monsun-Zeit 42 Tage zu Fuß im Himalaya unterwegs. Im Gegensatz zum Regisseur und Tonmann bin ich kein passionierter Bergsteiger – da musste ich mich vorab richtig vorbereiten.

Was haben Sie für sich mitgenommen?

Die Faszination für die Berge, die ich als Kind der Küste bis dahin nicht hatte, und die Faszination für den Buddhismus. Damit hatte ich mich zuvor noch nicht befasst. Wenn man als Atheist Tulku und das Dolpo kennenlernt und plötzlich etwas spürt – dem kann man sich kaum entziehen. INTERVIEW: ANNA GRAS

18.45 Uhr, Cinema im Ostertor