Menschen der Woche

JOHANNES B. KERNER, 42 (rechts), und sein Weinkrampf bei der in der ARD übertragenen Burda-Werbung „Bambi-Verleihung“: Ist es okay, dass er seine Trauer um den Vater seiner Frau Britta Becker (Foto links) öffentlich macht – oder ist es peinlich? Antwort: Es ist konsequent. Vermutlich kann und will einer nicht anders, der von Berufs wegen darauf spezialisiert ist, Witwer, Witwen und Waisen zu schütteln, sobald ein Rotlicht angeht. Oder er wollte das Unterhaltungsdefizit der doch eher mäßig prickelnden Veranstaltung ausgleichen. Oder den derzeit zu diagnostizierenden Trend zum öffentlichen Heulen befördern. Letztlich ist Kerner halt einfach ein Vollprofi. Wie er in den Armen von Steffen Seibert schluchzend von der Bühne wankte – ob das große Unterhaltung war, muss die ARD-Schaltkonferenz beurteilen. Fakt ist: Das macht ihm so schnell keiner nach. Kerner ist die Heulsuse der Woche.

PEER STEINBRÜCK, Finanzminister (SPD), und Frank-Walter Steinmeier, Außenminister (SPD), werden neuerdings von interessierten Kreisen bzw. Springer-Medien die „Stones“ genannt. Das ist erstens Englisch und heißt „Steine“. Zweitens ist es eine Anspielung auf die Rolling Stones. Was steckt hinter dem guten alten Kosenamen-Labelling (Rudi, Klinsi, Poldi, Franzi usw.)? Vermutlich die Sehnsucht, die beiden angeblich größten Technokraten der neuen Bundesregierung menschlicher und sympathischer erscheinen zu lassen. Zudem man sich beim einen den Vornamen sowieso nicht merken kann. Stein und Stein sind damit die Glimmertwins der Woche. Was mal wieder nur zeigt, wie es um Deutschland steht. PS: Für jüngere Leser: Die Rolling Stones waren in den 60er- und 70er-Jahren eine beliebte und wichtige Rockband („Street Fighting Man“). Heute sind sie alte Säcke. Ihr miesester Song heißt „Angie“.