: „Normal entflammbare Bauteile“
Für Brandschutzexperte Dietmar Strauß ist vor allem das Recycling alter Container problematisch
taz: Herr Strauß, sind Wohncontainer generell brandgefährdeter als feste Bauten?
Dietmar Strauss: Grundsätzlich schon. Wohncontainer sind wie so genannte fliegende Bauten. So nennt man sie im Fachjargon, weil sie Ortswechsel aushalten müssen und deswegen nicht so massiv gebaut werden. Ihre Schwachstellen sind die Füllungen, die zwischen den konstruktiven Rahmen eingesetzt werden. Und da werden in der Regel auch normal entflammbare Bauteile verwendet: von Span- bis Kunststoffplatten – eigentlich alles, was der Markt so hergibt.
Welche Ursachen könnte der Tod von so vielen Personen in kürzester Zeit wie im Falle der Obdachlosenunterkunft von Halberstadt haben?
Das ist ganz ungewöhnlich, dass bei Gebäuden geringer Höhe so viele Todesopfer zu beklagen sind. Da müssen im organisatorischen und betrieblichen Brandschutz Mängel vorgelegen haben.
Welche könnten das sein?
Dass der für den Betrieb erforderliche Brandmelder nicht vorhanden war, so dass eine rechtzeitige Alarmierung ausgeblieben ist. Oder, dass die ersten oder zweiten Rettungswege versperrt gewesen oder nicht benutzbar gewesen sind.
Gab es in der Vergangenheit bei Wohncontainern auffällig viele Brände zu beklagen?
Ja, sie werden öfter angezündet, weil sie meist auf Standorten stehen, die nicht so im Augenschein der Öffentlichkeit liegen. Gegen Sabotageakte ist ein Container natürlich eher anfällig als ein massives Gebäude. In dieses muss man schon etwas durch die Scheibe reinwerfen. Aber so einen Container kann man von außen anzünden.
Halten Sie Container überhaupt für eine angemessene dauerhafte Unterbringungsmöglichkeit?
Für eine dauerhafte Unterbringung auf keinen Fall. Letztlich sind Container in der Regel für Fünf- maximal Zehnjahresnutzungen vorgesehen. Danach ist die Tragfähigkeit und Sicherheit dieser Objekte nicht mehr gewährleistet.
Aber es gibt sicher eine Menge Fälle, wo solche Container auch über diesen Zeitraum hinaus genutzt werden.
Leider, das kann man auch schon im Schulbereich feststellen. Wobei die längere Erstnutzung meines Erachtens nicht das Problem ist. Das Problem ist das Recycling: Dass gebrauchte Container augenscheinlich ein bisschen aufgepeppt und wiederverwendet werden.
INTERVIEW: OLIVER POHLISCH