: Der große Deal
RAG-Chef Müller wird Boss des Initiativkreises Ruhrgebiet
Der Multifunktionär hat einen weiteren Job: Werner Müller, Chef des einzigen verbliebenen deutschen Steinkohleförderers RAG und Ex-Bundeswirtschaftsminister, wird „Moderator“ des Initiativkreises Ruhrgebiet. Der 59-jährige Müller bleibt damit seiner Heimatstadt treu. Wie die RAG-Konzernzentrale hat auch der Initiativkreis, der laut Satzung „die Entwicklung des Ruhrgebiets aktiv fördern“ will, seinen Sitz in Essen.
„Zentrum für die wichtigsten Zukunftsfragen der Region“ soll der Verband werden, zu dem sich 58 Unternehmen aus dem Revier zusammengeschlossen haben, wünscht sich Müller. Und dazu sei der RAG-Chef genau der richtige Mann, lobt Müllers Vorgänger als Moderator beim Initiativkreis, der ThyssenKrupp-Vorstandsvorsitzende Ekkehard Schulz. „Ein besonders positives Signal“ sei Müllers Amtsübernahme.
Und tatsächlich könnte Müller frischen Wind in den etwas verschnarcht wirkenden Verband bringen – der parteilose Manager hat beinahe sein ganzes Berufsleben im Ruhrgebiet verbracht, arbeitete von 1973 bis 1997 für den Essener Energieriesen RWE und für die VEBA, heute Eon. Zusätzlich hält er Kontakt nach Berlin: Seit Juli ist er Aufsichtsratsvorsitzender der Bahn.
Eine Idealbesetzung war der Ex-Minister auch für die RAG: Seit 2003 garantierte Müller dem Lieblingsunternehmen der nordrhein-westfälischen Sozialdemokraten beste Verbindungen in die Regierung Schröder. Nach seiner Ablösung durch Nordrhein-Westfalens ehemaligen SPD-Ministerpräsidenten Wolfgang Clement als „Superminister“ für Wirtschaft und Arbeit baute Müller den RAG-Konzern um und konzentrierte ihn auf die vier Kernbereiche Energie, Chemie, Bergbau und Immobilien. Noch nicht umsetzen konnte der RAG-Chef allerdings sein Lieblingsprojekt, den Börsengang des Unternehmens. Das frische Geld aus Aktienverkäufen will Müller in einen staatlichen Fonds stecken – die öffentliche Hand müsste im Gegenzug sämtliche Altlasten des Konzerns, etwa durch Bergschäden, übernehmen.
Mit seiner Führungsrolle beim Initiativkreis könnte Müller politische Unterstützung für sein Ziel erhalten: Der Industrieverband, dem Firmen wie Karstadt, Siemens oder die Brauereien Veltins und Warsteiner angehören, gilt der neuen Landesregierung als erste Adresse.
ANDREAS WYPUTTA