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Archiv-Artikel

Schwarz-gelb stellt sich vor Gen-Unterricht

LOBBYARBEIT Niedersachsens neue Landtagsopposition streitet für das Schulprojekt „Hannover-Gen“

Von THA

Der Plan, das Schulprojekt Hannover-Gen auslaufen zu lassen, beschert Niedersachsens rot-grüner Landesregierung auch im Landtag Ärger. Nach einer Protestwelle im Internet schlägt jetzt die schwarz-gelbe Opposition Alarm. „Ideologischen Fundamentalismus“ und „Angst vor Innovation und aufgeklärten Bürgern“, warf sie gestern im Landtag der neuen Regierung vor.

Die CDU hatte eigens eine Aktuelle Stunde zu dem Projekt zur so genannten „Grünen Gentechnik“ anberaumt, das Rot-Grün laut Koalitionsvertrag beenden will. Heute nun steht eine Anfrage der FDP an – die Liberalen interessiert, ob man auch plane, Themen wie Radioaktivität oder den Nationalsozialismus aus dem Unterricht zu streichen.

Die „Debatte versachlichen“, forderte entsprechend schon gestern Ina Korter, Grünen-Sprecherin für Bildungspolitik. „Es geht nicht darum, dass sich Schüler nicht mehr kritisch mit Gentechnik auseinandersetzen sollen.“ Hannover-Gen sei seit dem Start unter Schwarz-Gelb im Jahr 2008 „interessengeleitet“, so Korter: Mit dem Landvolk „ausgebrütet“, um Akzeptanz für die Agro-Gentechnik zu schaffen. Vier Schulen seien dann „privilegiert“ mit Laboren ausgestattet worden. Dort untersuchen Schüler etwa Tortilla-Chips auf genetisch veränderten Mais – oft mit Erfolg. 1,16 Million Euro schoss das Land zu: nicht das Kultus-, sondern das Agrarministerium. Auch Firmen wie der Saatguthersteller KWS förderten.

Während der CDU-Abgeordnete Jörg Hilmer im Regierungshandeln sogar etwas „Inquisitorisches“ erkannt haben wollte, unterstrich Agrarminister Christian Meyer, man beende das Projekt so, wie es schon die Vorgängerregierung geplant habe: Geld ist nur noch bis zum Sommer bewilligt. Auch der SPD-Abgeordnete Stefan Politze sagte, Hannover-Gen sei ein Projekt – „und die sind nun mal zeitlich befristet“. Auffällig schweigsam ist bei alldem Frauke Heiligenstadt: Die SPD-Kultusministerin hat sich in dem Streit bislang nicht geäußert.  THA