„Wir sehen uns als Korrektiv“

Die Journalistin Ferda Ataman gibt Medien Nachhilfe in Integration

■ 33, leitet seit 2012 den „Mediendienst Integration“. Sie diskutiert auf dem taz.lab mit Daniel Bax und anderen über „Das Ende des weißen Mainstreams“.

taz.lab: Frau Ataman, ein Fünftel aller Menschen in Deutschland besitzt einen Migrationshintergrund – bei Journalisten aber höchstens drei Prozent. Woran liegt diese Diskrepanz?

Ferda Ataman: Zum einen ist Journalismus traditionell ein eher elitärer Beruf, für den man gute Kontakte benötigt, um den Einstieg zu finden und aufzusteigen. Das macht es nicht nur Migrantenkindern, sondern auch anderen Gruppen schwer. Für viele Migranten war der Beruf bisher aber auch keine Option, weil es kaum Vorbilder für sie gab.

Heute gibt es Fernsehmoderatoren wie Ingo Zamperoni oder Dunja Hayali. Hat sich da nicht einiges geändert?

Auf jeden Fall – vor allem vor den Kameras. Hinter den Kulissen, in den Redaktionen und den Führungsetagen, hat sich noch nicht so viel getan. Da stecken wir noch in den Kinderschuhen.

Wie wirkt sich das Ihrer Meinung nach auf die Berichterstattung der Medien aus?

Man stelle sich mal vor, eine Redaktion würde ausschließlich aus Männern bestehen oder aus über 50-Jährigen. Es ist völlig klar, dass da bestimmte Themen unter den Tisch fallen würden. So ist das mit Blick auf die Einwanderungsgesellschaft – bestimmte Themen und Perspektiven fehlen einfach.

Sie arbeiten beim „Mediendienst Integration“. Leisten Sie Entwicklungshilfe in Sachen interkultureller Kompetenz?

So würde ich das nicht nennen. Wir unterstützen Journalisten bei der Recherche und vermitteln Kontakte zu Wissenschaftlern. Wir sehen uns als Korrektiv, wenn bestimmte Mythen oder Fehler kursieren. Und wir wollen dazu beitragen, neue Perspektiven, Experten und Themen in eine Debatte zu speisen, die sich ziemlich festgefahren hat.

INTERVIEW: DANIEL BAX