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Archiv-Artikel

NRW-Landessportbund feilscht um Prozente

Wenige Tage vor der Entscheidung über die Fusion von NOK und DSB droht der NRW-Landessportbund offen damit, die Reform zu kippen. Kampf um Mitbestimmung. Staatssekretär Palmen und Ex-Minister Vesper warnen vor Scheitern

DUISBURG taz ■ Der NRW-Landessportbund (LSB) droht damit, die geplante Fusion im deutschen Sport scheitern zu lassen. Falls es bis zur Entscheidung am kommenden Samstag in Köln keine Änderungen der bisherigen Reformentwürfe gebe, will NRW die Zusammenlegung von Deutschem Sportbund (DSB) und Nationalem Olympischen Komitee (NOK) ablehnen. Dies beschloss der Hauptausschuss des LSB-NRW am Montag Abend bei 142 Ja- und fünf Nein-Stimmen in Duisburg. Die Landessportbünde wollen in der neuen Dachorganisation eine Sperrminorität von 33,55 Prozent durchsetzen. „Das ist der Knackpunkt“, so LSB-Geschäftsführer Walter Probst gestern zur taz.

Wie die Kontrahenten in einem Arbeitskampf feilschen die Sportfunktionäre seit Wochen um Details der lang geplanten Fusion (taz berichtete). Die mit dem Reformprozess beauftragte Strukturkommission von NOK und DSB schlug zuletzt eine LSB-Quote von 33,33 Prozent vor. Mit einer qualifizierten Minderheit könnten die LSB-Verbände Satzungsänderungen in dem neuen Spitzengremium aufhalten. „Man wird sich im Nullkomma-Bereich schon noch einigen bis Samstag“, heißt es aus dem DSB. Auch der zweite Streitpunkt entzündet sich an Kleinigkeiten. Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB) soll der neue Dachverband nach dem Willen der Strukturkommission heißen. Die LSB-Vertreter wünschen stattdessen die Bezeichnung Deutscher Sport- und Olympiabund (DSOB). „Die LSB-Apparatschiks betreiben Wortklauberei“, sagt ein DSB-Mann.

Beim Kölner DSB-Bundestag am Samstag können die Landessportbünde eine Fusion mit ihrer Mehrheit stoppen. Hinter dem Zoff um Quoten und Namen steht die Furcht vieler LSB-Vertreter, im neuen DOSB untergebuttert zu werden. Für seine fünf Millionen Mitglieder und 550.000 Ehrenamtliche verwaltet der NRW-Sportbund immerhin einen Gesamthaushalt von rund 48 Millionen Euro. Bei Entscheidungen über den Breitensport wollen die Landessportbünde auch künftig weiter mitreden und nicht die Macht an exklusive NOK-Gremien abgeben. Offiziell soll der DOSB die verbandspolitische Antwort auf das schwache Abschneiden der deutschen Athleten bei Olympia 2004 in Athen sein, inoffiziell fürchten manche einen kalten Putsch des Eliteclubs NOK.

„Ich bin ein Anhänger des Fusionsgedankens“, sagt Ex-Sportminister Michael Vesper (Grüne). Gerade in Zeiten knapper Kassen müsse der Sport „mit einer Stimme sprechen“, um seine Interessen zu vertreten. Ein „Nein“ der Landessportbünde wäre daher „kontraproduktiv“, so der sportpolitische Sprecher der Landtagsgrünen. Man dürfe die Reform nicht an Zahlen hinter dem Komma scheitern lassen.

Auch NRW-Sportstaatsekretär Manfred Palmen (CDU) richtete in Duisburg einen verklausulierten Appell an den LSB: „Wenn ich die Zeichen der Zeit richtig deute, dann sind die Positionen nur noch minimal auseinander, jedenfalls nicht so weit auseinander, dass ein Scheitern öffentlich noch nachvollziehbar wäre. Lassen Sie sich den Erfolg nicht mehr nehmen.“ MARTIN TEIGELER