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Archiv-Artikel

Wettlauf um EU-Domains

Heute beginnt die Registrierung für die Internet-Domäne „.eu“ – und jede Menge Markennamen sind wieder frei

Die europäische Sonne geht am Internet-Himmel auf. Denn heute beginnt die so genannte Sunrise-Periode für die Registrierungsphase von „.eu“-Domains.

Bis zum 7. April 2006 dürfen ausschließlich öffentliche Einrichtungen, Markeninhaber und Unternehmen EU-Domains registrieren lassen. Erst danach sind Privatpersonen dran.

EU-Kommissarin Viviane Reding will mit der neuen Endung, die seit 1997 im Gespräch ist, vor allem den Online-Handel vorantreiben und die europäische Identität stärken. Durch die gestaffelte Registrierung will man einer missbräuchlichen Registrierung durch die gefürchteten „Domaingrabber“ vorbeugen. Das sind Firmen, die vorsorglich hunderte Domainnamen registrieren lassen und darauf spekulieren, diese später für viel Geld zu verkaufen.

EU-Domains sind vor allem für europäische Unternehmen, die im Internet Flagge zeigen wollen, eine verlockende Alternative zur „.com“-Endung.

Tatsächlich ist das Hauen und Stechen um die neue Endung „.eu“ schon in vollem Gange. Findige „Domaingrabber“ haben nämlich hunderte interessanter Allgemeinbegriffe beim deutschen Patent- und Markenamt registrieren lassen, um schon in der Sunrise-Periode der Domainvergabe berücksichtigt zu werden. Mit diesem Nachweis können sie sich als Rechteinhaber schon heute Domains wie „porno.eu“, „music.eu“ oder „sex.eu“ reservieren lassen. Angemeldet wurden auch hunderte Begriffe mit dem Bestandteil „eu“ wie „golf.eu“, „news.eu“ und „sport.eu“, berichtet die Seite Markenbusiness.com.

Weinender Dritter dürfte bei dem Wettrennen die Schweiz sein. Weil die Schweiz nicht in der EU ist, können sich Domaingrabber ohne Scheu auf „Schweizer“ EU-Domains wie „Genf.eu“ und „kasesfondue.eu“ stürzen. Mit diesen Domains ließe sich dann leicht betrügen, weil weltweit viele nicht wissen dürften, dass die Schweiz ein neutrales Land ist. So könnten sich die Eidgenossen kaum wehren, wenn jemand unter „vicotrinox.eu“ einen Taschenmesserversand mit China-Raubkopien aufzieht.

TARIK AHMIA