: Wannsee abgehängt
GEDENKEN Besucherrückgang im Haus der Wannsee-Konferenz. War das S-Bahn-Chaos der Grund?
Die Berliner Gedenkstätte „Haus der Wannsee-Konferenz“ hat im vergangenen Jahr einen starken Besucherrückgang hinnehmen müssen. Grund sei vermutlich die schlechte Erreichbarkeit der Gedenkstätte, verursacht durch die Probleme bei der Berliner S-Bahn, sagte eine Sprecherin. Dabei verweis sie auf die hohe Anzahl ausländischer Tagesbesucher, die meist auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen seien.
Gegenüber 2008 verringerte sich die Zahl der Besucher um über 10 Prozent auf etwas über 93.600 im vergangenen Jahr. Davon waren über die Hälfte (52 Prozent) Teil einer Besuchergruppe. Mehr als die Hälfte der Gruppenteilnehmer kam aus dem Ausland. Seit der Eröffnung der neuen Dauerausstellung 2006 lag die Zahl der Besucher auch in den Folgejahren immer über 100.000. Zuletzt, im Jahr 2008, waren es 104.375.
Die meisten anderen Berliner Gedenkstätten konnten dagegen im vergangenen Jahr offenbar vom Tourismusboom in der Bundeshauptstadt profitieren. Die Gedenkstätte Deutscher Widerstand im Bendlerblock zählte nach eigenen Angaben bis Jahresende mehr als 116.400 Besucher, knapp 12.000 mehr als 2008. Eine Steigerung von 44.000 auf 55.000 Besucher verzeichnete auch das Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt. Einen leichten Besucherrückgang von 27.000 auf 26.000 gab es in der Gedenkstätte Plötzensee.
Nur eine leichte Steigerung der Besucherzahl von 456.500 (2008) auf 457.000 meldete der unterirdische Ort der Information am Holocaustmahnmal. Dazu kämen aber ungezählte Besucher des oberirdischen Stelenfelds, die nicht erfasst werden könnten. „Das sind jedes Jahr Millionen“, heißt es von der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas.
Von einem neuen Besucherrekord spricht die Gedenkstätte im früheren Stasigefängnis Hohenschönhausen. Hier wurden im vergangenen Jahr 314.000 Interessenten gezählt, eine Steigerung um 26 Prozent gegenüber 2008 mit 249.000 Besuchern. Mehr als 38.000 der Besucher seien aus dem Ausland gekommen. Das sind weit mehr als die gerade mal 16.000 Interessenten aus Ostdeutschland.
Jeweils knapp ein Viertel mehr Besucher als im Vorjahr verzeichneten auch das Dokumentationszentrum Berliner Mauer und die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde. In der Mauergedenkstätte an der Bernauer Straße wurden im 20. Jubiläumsjahr des Mauerfalls über 371.000 Besucher gezählt, rund 66.500 mehr als 2008. Das frühere Notaufnahmelager für DDR-Flüchtlinge besuchten rund 10.700 Menschen. Das waren über 2.400 mehr als im Vorjahr. (epd)