Die Wahrheit: Die Kelten seien verflucht

Das Beste am Oktober ist die Zeitumstellung. Sonntag konnte man eine Stunde länger schlafen – eine gute Alternative zu Halloween.

Das Beste am Oktober ist die Zeitumstellung. Am Sonntag konnte man eine Stunde länger schlafen. Janys und John Warren aus Weston-super-Mare in der englischen Grafschaft Somerset weigern sich jedoch seit Jahren, die Uhr im Herbst zurückzustellen. Dadurch, so behaupten sie, sparen sie ein Drittel ihrer Heizkosten, weil sie eine Stunde mehr Tageslicht haben.

Ich habe es ausprobiert, aber es funktioniert nicht. Ich habe morgens um fünf meine Uhr auf mittags um zwölf gestellt, aber es blieb dunkel. Offenbar kann man die Lichtverhältnisse nicht durch das Verstellen von Uhren beeinflussen. Die Warrens gehen weiterhin um 23 Uhr nach ihrer Zeitrechnung ins Bett und stehen um 10 Uhr auf. So spart man natürlich Heizkosten, ob Sommer- oder Winterzeit. Schon der irische Satiriker Jonathan Swift wusste: „Das Wetter ist sehr warm, wenn man im Bett ist.“

Und im Bett sollte man am Donnerstag spätestens zu Einbruch der Dunkelheit sein, denn dann treiben die Kinder ihr Unwesen. Halloween, die schreckliche US-amerikanische Verunglimpfung des alten keltischen Festes Samhain, hat sich längst in Europa ausgebreitet. Unsere Nachbarskinder zeigen unverblümt, was sie von uns halten. Sie haben zwei Wegweiser aufgestellt. Einer mit der Aufschrift „Leckereien“ zeigt auf ihr Haus. Auf dem anderen, der auf unser Haus weist, steht „Friedhof“.

Am schlimmsten sind die Kostüme. Früher verkleideten sich die Kleinen als Hexen oder Teufel, heutzutage geht es blutrünstiger zu. Eine englische Supermarktkette musste allerdings ihr Kostüm „Geisteskranker“ mit blutverschmierten Klamotten, grauenhafter Maske und einem Metzgerbeil aus dem Sortiment nehmen, nachdem sich Leute beschwert hatten. Eine Naziuniform, wie sie Prinz Harry – an vierter Stelle der britischen Thronfolge, wenn man Charles mitrechnet – vor ein paar Jahren zu einer Halloweenparty trug, ist dagegen nach wie vor beliebt. Ein Geschäft preist seine Gestapo-Uniform für ihren hohen Wiedererkennungswert an.

Für Frauen hält der Laden ein „sexy Pizza-Kleid“ und eine „schwangere Schülerin“ bereit. Manchmal geht der Schockeffekt aber nach hinten los. Ein Spaßvogel klemmte eine ziemlich realistisch aussehende Puppe mit dem Kopf unter seinem Garagentor ein, was ein Dutzend Notrufe besorgter Nachbarn auslöste. Verflucht seien die Kelten, meinte ein Polizist entnervt.

Samhain, das keltische Fest, fand erstmals vor mehr als 2.000 Jahren auf dem Hügel Tlaghtga in der irischen Grafschaft Meath statt. Es war das keltische Neujahrsfest, wenn die Seelen der Verstorbenen des vergangenen Jahres in ein neues Leben eintraten. Es war eine zivilisierte Angelegenheit, man entzündete ein Feuer und trug Fackeln zu sieben anderen Hügeln im ganzen Land. In diesem Jahr soll das Fest wiederbelebt werden, wenn es nach einem Tourismusveranstalter geht. Er bietet Fahrten in schweren Limousinen zu den Hügeln und anderen heiligen Stätten der Kelten. Würden die Limousinen dann zum Sonnenaufgang angezündet, wären wohl auch die Kelten zufrieden.

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Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net

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kari

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