Steigende Mieten: Wohnen wird immer teurer

Die Arbeitnehmerkammer warnt vor den Mietpreis-Entwicklungen: Besonders Junge, Alleinerziehende und SeniorInnen müssen immer mehr bezahlen.

Ob Bremer Haus oder Hochhaus: Die Mieten steigen. Bild: Henning Bleyl

Zwei Drittel aller BremerInnen müssen mittlerweile mehr als 30 Prozent des Einkommens für das Wohnen aufwenden. Dabei gilt: Je kleiner die Wohnung, desto stärker steigt die Miete. Das sind Ergebnisse verschiedener Wohnraum-Studien, die die Arbeitnehmerkammer gestern mit Unterstützung des Statistischen Landesamtes präsentierte.

Dessen Daten machen deutlich: Während die Zahl der Bremer Mietwohnungen seit Ende der 1980er Jahre um neun Prozent zurückging – was immerhin 11.000 Wohneinheiten entspricht – stieg die Zahl der Privathaushalte im selben Zeitraum um elf Prozent. Legt man diese stetigen Entwicklungen graphisch aufeinander, entsteht nicht zufällig das Bild einer Schere: In den vergangenen rund 25 Jahren sind 11.000 Mietwohnungen vom Markt verschwunden.

Differenziert man die Daten weiter, wird deutlich: Insbesondere Junge, Alte und Alleinerziehende haben es auf dem Bremer Wohnungsmarkt schwer. Denn während der Bedarf an Mehrpersonen-Wohnraum abnahm und der für Zweier-Wohnungen konstant blieb, stieg die Nachfrage nach Kleinwohnungen deutlich an – die sich entsprechend verteuerten.

Hinzu kommt ein eklatanter Schwund an Sozialwohnungen. Durch Ablaufen der Mietpreisbindung sind fast 90 Prozent der 1990 noch vorhandenen 80.000 Bremer Sozialwohnungen dem Preisspiel des Marktes unterworfen. Die Arbeitnehmerkammer fordert daher die Verlängerung bestehender Belegungsbindungen und hält sogar den – sehr teuren – Erwerb zusätzlicher Belegrechte für geboten. „Damit ließe sich eine schnelle Wirkung erzielen“, sagt Kammer-Geschäftsführerin Heyduck. Klar ist: Die 700 neuen preisgebundenen Wohnungen, die der Senat derzeit als Neuauflage des sozialen Wohnungsbaus plant, langen bei weitem nicht aus.

Vom Statistik-Institut Empirica hat sich die Kammer einen Mietspiegel erstellen lassen, der allerdings nur die Angebotsseite erfasst, nicht den Bestand. „Pseudomietspiegel“ heißen solche Erhebungen im Fachjargon. Die Aussage-Tendenzen sind trotzdem valide: Sie zeigen einen Spitzenwert in der Überseestadt mit einer Durchschnitts-Kaltmiete von gut 10,50 Euro, am anderen Ende der Skala liegen Blumenthal mit 5,18 Euro und Osterholz, wo der Quadratmeter 5,35 Euro kostet. Der stadtbremische Durchschnitt liegt bei 6,43 Euro, in Bremerhaven sind es 4,50 Euro.

Im Vergleich zu anderen Großstädten ist dieser Durchschnitt durchaus moderat – in Hamburg kostet der Quadratmeter im Mittel 7,56 Euro. Allerdings verweisen die Detaildaten auch in diesem Fall auf kritische Tendenzen. So muss in Neubauten derzeit durchschnittlich 10,90 Euro bezahlt werden, das sind gut drei Euro mehr als noch vor drei Jahren. Und auch im Bestand gab es seit 2011 eine Steigerung von 6,7 Prozent. Der allgemeine Preisanstieg betrug in diesem Zeitraum nur vier Prozent.

Relativiert wird diese Problematik lediglich durch die in Bremen sehr hohe Eigenheim-Quote. Sie tendiert mit 39 Prozent in Richtung holländische Verhältnisse und übersteigt die der anderen Stadtstaaten bei weitem: Hamburg hat 24, Berlin nur 15 Prozent Wohneigentum.

Der größte Mietkostensprung ist bei einem Wohnungswechsel in ein gleichwertiges Objekt zu beobachten: 14 Prozent beträgt der Unterschied zwischen Bestandsmiete und Neuvertrag. Die Kammer fordert daher eine Kappungsgrenze von zehn Prozent – was derzeit auch Thema bei den Berliner Koalitionsverhandlungen ist.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.