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Archiv-Artikel

hört auf den Sound der Stadt

FATMA AYDEMIR

Was ist eigentlich mit dem US-Rap los? In den vergangenen Jahren ist der deutschsprachige HipHop ja zunehmend salonfähig und gleichzeitig kontrovers genug für öffentliche Debatten geworden, so dass Produktionen aus dem Mutterland regelrecht überschattet wurden. Was den amerikanischen Rap heute ausmacht und wo diese Entwicklungen herkommen, kann man in den nächsten sieben Tagen in Berlin erfahren, wenn nämlich Exemplare aus drei US-Generationen auf der Bühne stehen werden.

Nasir bin Olu Dara Jones aka Nas steht für den spröden New Yorker Rap der 90er Jahre. Sein Debüt „Illmatic“ von 1994 ist zu so etwas wie einem Meilenstein des Rap avanciert. Mit Genre-typischen Mafiafilm-Assoziationen, den rohen Samplebeats des Meisterbastlers DJ Premier und den von anderen MCs wohl meistzitierten Textpassagen („I never sleep, cause sleep is the cousin of death“) hat Nas nicht nur ein starkes Fundament für seine folgenden 12 Alben gelegt. Er hat auch einen mächtigen Einfluss auf die folgenden Generationen von MCs ausgeübt, um 2006 mit dem Album „Hip Hop is Dead“ die Kultur dann wieder eigenhändig zu begraben. Gestorben ist der HipHop natürlich nicht, vielmehr hat er durch die stilistisch erfrischende Provokation neues Leben eingehaucht bekommen. Ob Nas seine Ausnahmestellung innerhalb des recht jugendlichen Genres verteidigen oder nur als eine Art unzeitgemäßes Fossil bestaunt werden kann, wird man beim Konzert am Freitag im Astra in Erfahrung bringen können. (Revaler Str. 99, 20 Uhr, 35/30 €)

Am selben Abend steht ein sehr prägendes Rap-Duo der nuller Jahren auf der Bühne des Festsaals Kreuzberg. Dead Prez haben erstmals im Jahr 2000 mit dem Album „Let’s Get Free“ den militanten Politrap aus Public-Enemy-Zeiten auf den neuesten Stand gebracht. Das New Yorker Duo betont bis heute seine ideelle Verbundenheit mit der Black Panther Party, ruft auch schon mal explizit zur Revolution auf und übt sprachgewandte und zugleich musikalisch spannende Kritik an Sexismus, Kapitalismus und Rassismus. Das ist nicht immer unproblematisch, zumal ein subtiler Hass gegen den bösen weißen Mann gepflegt wird. Wer die Fäuste dennoch in die Luft strecken und die Revolutionäre live sehen will, geht am Freitag in den Festsaal. (Skalitzer Str. 130, 21 Uhr, 22 €)

Am 28. März gibt es dann schließlich mit Tyler, The Creator, ebenfalls im Festsaal, was Aktuelles. Neben R&B-Wunder Frank Ocean ist auch Tyler Teil des selbstironischen Rüpelrap-Kollektivs Odd Future aus Südkalifornien, das seit ein paar Jahren die Szene mit schrägen Videos und groteskem Humor aufmischt. (Skalitzer Str. 130, 21 Uhr, leider ausverkauft)