Streit um Öl- und Uranabbau: Krach im Kopenhagener Verbund
Dänen und Grönländer streiten um Ressourcen: Gletscher auf der größten Insel der Welt schmelzen, Bodenschätze werden leichter zugänglich.
STOCKHOLM taz | Grönlands Politikern kann es offenbar nicht schnell genug gehen: das Schmelzen des arktischen Eises. Sie erhoffen sich von den dann zugänglichen Bodenschätzen nicht nur die finanziellen Grundlagen für einen selbstständigen Staat.
Nein, sogar richtig reich könne man werden, schwärmt der grönländische Rohstoffminister Jens-Erik Kirkegaard. Er träumt bereits von einem Ölfonds nach norwegischem Vorbild, der in einigen Jahrzehnten zum Wohle künftiger Generationen mit Hunderten von Milliarden Kronen gefüllt sein könnte – es müsste eben nur jährlich eine neue Ölquelle in die Produktion gehen.
Noch sieht die Realität anders aus. Grönland könnte ohne die jährlichen Etatzuschüsse aus Kopenhagen nicht überleben. Das soll sich ändern, hoffen die Politiker in der Hauptstadt Nuuk.
Grönland ist autonom, aber die 56.000 Einwohner der größten Insel der Welt sind immer noch Bestandteil des dänischen Königreichs. Der Rohstoffsektor fällt allerdings seit der 2009 geltenden Selbstverwaltungsordnung unter die Souveränität Grönlands. Kopenhagen ist skeptisch gegenüber den grönländischen Ölplänen: Es gibt keine Infrastruktur, mit der eine Ölpest bekämpft werden könnte. Verhindern kann man die Vergabe von Bohrlizenzen juristisch allerdings nicht.
Souveränität beansprucht Premierministerin Aleqa Hammondman auch beim Abbau anderer Mineralien. Im Oktober hatte das Parlament das Verbot der Urangewinnung aufgehoben. Das radioaktive Metall fällt als Beiprodukt bei der Förderung Seltener Erden an, die ein australischer Konzern abbauen will.
Kopenhagen fordert Mitspracherecht
Doch nun fordert Kopenhagen ein Mitspracherecht. Begründung: Hier gehe es nicht nur um wirtschaftliche, sondern um außen- und sicherheitspolitische Belange. Dafür ist – noch – Dänemark zuständig. Schließlich ist Uran Energieträger für Atomkraftwerke oder -waffen. Hier war Kopenhagen schon immer restriktiv. Es gibt keine Atomkraftwerke, Nato-Kriegsschiffe durften schon im Kalten Krieg nur dann dänische Häfen anlaufen, wenn sie keine atomaren Waffen an Bord hatten.
Wie im „dänischen Commonwealth“ ein verfassungsrechtlicher Konflikt zur Uranförderung gelöst werden könnte, ist hoch umstritten. Experten haben nicht nur ökologische Bedenken, sie halten den Abbau auch in den nächsten 30 Jahren für unrealistisch: Mit den Erlösen könne man die Selbstständigkeit nicht bezahlen, „jedenfalls nicht, soweit das Auge reicht“, sagt Minik Rosing, Geologieprofessor und Vorsitzender des Komitees für eine gemeinschaftsnützliche Ausbeutung grönländischer Naturressourcen. Wegen des rauen Klimas sei der Abbau noch unrentabel.
Selbst wenn sich diese Faktoren „auf wundersame Weise“ ändern sollten, sei so viel Kapital erforderlich, „dass ganz Grönland von ausländischen Interessen beherrscht werden“: Dann, warnt Rosing, würde Grönland von einer kolonialen Abhängigkeit in die nächste geraten.
Leser*innenkommentare
jochen
Gast
Anmerkung:
Natürlich halte ich es für die Eskimos vorteilhaft mit den Dänen, Norwegern und Schweden
zusammen dort zu agieren.
Nicht die norwegische, sondern die dänische Herrschaft gegenüber den Eskimos war problembeladen.
jochen
Gast
@Eisvogel
Ihre Population ist klein
und wenn es ihnen nicht gefällt, könnten sie zeitweise auch verreisen oder studieren oder sonst etwas unternehmen,
aber es besteht keine materielle Notwendigkeit die
Bodenschätze Kohle, Uran, Gold abzubauen.
In Südafrika, Russland, China,
Nordafrika, USA usw. gibt es davon noch genug.
Eine gesunde Weltrohstoffwirtschaftsentwicklung priorisiert den Abbau der bereits ökologisch, aber nicht toxikologisch ruinierten Kohlelagerstätten.Anstatt die Kohle also in
in den USA und China sinnlos
durch Dauerfeuer zu vernichten,
wäre es sinnvoller die Flöze
wegzusprengen und abbzubauen und
die verbliebenen Flöze besser durch Sandschichten zu isolieren. Die Förderung dieser Lagerstätten anstelle der grönländischen Lagerstätten
sollte weltpolitisch bevorzugt werden. Davon könnten auch mehr Menschen leben und es würde keine neue Natur aus Dumpingidiotieüberlegungen heraus vernichtet werden.
jochen
Gast
@Eisvogel
Skandinavien hat bewiesen,
dass es mit Rohstoffen demokratisch gütlich umgehen kann. Die meisten anderen Weltregionen können das in dieser
ausgereiften Form nicht.
Ich finde der Streit ist wichtig, um eine Weiterentwicklung der Grönländer zu mehr demokratischer Mündigkeit zu vollziehen, aber der norwegische Partizipationsanteil
sollte mindestens 50% ausmachen.
Norwegen und wahlweise Schweden sollte den Rohstoffabbau leisten.
Sie sind mit der Region fest
seelisch verwachsen.
Bei China/USA/Russland werden die Kraftmißverhältnisse grotesk riesig.
Sie haben eine berüchtigte
Eroberungstradition aufgebaut.
Wenn die einmal
ihr Territorium belagern, haben die Eskimos keine Chance mehr.
Den Leidtragenden geht es doch recht schlecht.
Norwegen sollte auch nicht die alleinige Macht bekommen, weil
das die Grönländer so lange erleben mussten und die Selbstmordrate, Bildungs-und
Gesundheitsentwicklung über lange Zeit bei den Grönländern
sehr besorgniserregend war.
Uran sollte dort überhaupt nicht abgebaut werden!
Jeder Laie, weiß dass die
Kompassnadeln sich an den magnetischen Nordpol ausrichten.
Ein Abbau dieser Bodenschätze
könnte das Erdmagnetfeld gefährden, dass uns vor schädlichen hochenergetischen
Strahlen aus dem Weltall schützt. Und eine Katastrophe dort wird garantiert jede Weltregion
betreffen und das Ende vieler Walarten besiegeln, ebenso wie die letzten Rückzugsräume für die Fische.
Der Einfluss auf den Orientierungssinn der Meerestiefe
bleibt dabei auch offen.
Die Eskimos könnten nun wirklich
halbjährlich von Solarenergie,
Gewächshausanbau,Tourismus
und Edelsteinförderung leben!
Eisvogel
Gast
Leider sind die Eliten der grönländischen Selbstverwaltung auf eine noch unverfrorenere Weise korrupt und kurzsichtig als Politiker auf dem Festland. Wenn dieser unorganisierte Haufen die Verhandlungen über grönländische Bodenschätze führen soll, würden sie von den amerikanischen und chinesischen Schwergewichtlern gegen ein Hand(schmier)geld gnadenlos und auf viele viele Jahrzehnte über den Tisch gezogen.
Die grönländische Bevölkerung und Natur haben daher viel, wirklich sehr viel mehr davon wenn Kopenhagen diese Verhandlungen führt.