Erneuerbare Energien: Der Boom ist nicht genug

Entwicklungsländer machen Energiewende, der Sonnenstrom wächst wie nie zuvor – und trotzdem reicht alles nicht, um die Erderwärmung aufzuhalten.

Reicht auch nicht: Solarpark in der Nähe von Sevilla. Bild: ap

BERLIN taz | Auf den ersten Blick sieht die Zukunft der Welt grün aus: Sage und schreibe 5.800 Milliarden Dollar werden bis zum Jahr 2035 weltweit in neue Sonnenkollektoren, Windräder, Wasserkraftwerke und andere erneuerbare Energien investiert – doppelt so viel wie in Kohle- oder Gaskraftwerke.

8.000 Milliarden, also 8 Billionen Dollar, fließen zusätzlich in effizientere Fahrzeuge, besser isolierte Häuser, effektivere Industrieanlagen. So schätzt es die Internationale Energieagentur IEA in einer am Dienstag veröffentlichten Studie.

Zeitgleich erscheint allerdings der Renewables Global Status Report 2014, die wichtigste jährliche Zusammenfassung über Investitionen in erneuerbare Energien. Und hier zeigt sich: Der Boom bekommt Kratzer. Im zweiten Jahr hintereinander gab es kein Wachstum, die globalen Investments in erneuerbare Energien liegen bei knapp 250 Milliarden Dollar.

Allerdings liegt das vor allem daran, dass Solarenergie mittlerweile extrem günstig geworden ist, sodass mit weniger Geld mehr Solarmodule als jemals zuvor errichtet werden.

Uruguay macht Energiewende

Während Deutschland sich seiner „Energiewende“ rühmt, investierten Uruguay, Mauritius, Costa Rica, Südafrika und Nicaragua gemessen am Bruttoinlandsprodukt am meisten in erneuerbare Energien. Mittlerweile haben 95 Entwicklungsländer dafür Regeln und Ziele.

Auch absolut gesehen liegt Deutschland nur auf Platz fünf, hinter China, den USA, Japan und Großbritannien. Die weltweit errichtete Leistung an erneuerbaren Energien überstieg 2013 die an fossilen Kraftwerken.

Nun zu den schlechten Nachrichten: Laut IEA reicht das alles nicht, um zu bewirken, dass die weltweite Durchschnittstemperatur um nicht mehr als 2 Grad zunimmt – dies gilt als noch beherrschbar. Denn die Zahlen oben beziehen sich nur auf den Stromsektor.

85 Prozent der weltweiten Investitionen in Energie fließen noch heute in die alten Formen – hauptsächlich in die Öl- und Gasförderung. Die IEA hofft deshalb auf ein neues, globales Klimaschutzabkommen. „Ein Durchbruch bei der UN-Klimakonferenz 2015 in Paris ist unabdingbar, um die Investitionen in eine andere Richtung zu lenken“, heißt es in dem Report.

Um den weltweiten Energiehunger schnell genug mit erneuerbaren Energien zu decken, müssten laut IEA bis 2035 übrigens 53.000 Milliarden Dollar (genau, 53 Billionen, kein Übersetzungsfehler) investiert werden – verglichen mit 48.000 Milliarden, falls konventionelle Energieträger den Bedarf decken sollten.

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