: Die Lückenschließerin
Angelika Gemkow ist neue NRW-Behindertenbeauftragte
Wenn Angelika Gemkow demnächst ihr neues Amt als Behindertenbeauftragte des Landes antritt, muss sie erst einmal eine Menge liegengebliebene Arbeit abtragen: Seit der Landtagswahl im Mai ist der Posten nicht besetzt worden, so lange hat sich die schwarz-gelbe Regierung Zeit gelassen, eine Nachfolgerin für Regina Schmidt-Zadel zu finden.
Dafür soll die Bielefelder CDU-Frau die Belange der Menschen mit Behinderung jetzt „vehement“ vertreten, versprach Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) bei ihrer Berufung am vergangenen Freitag. Durch ihr jahrelanges soziales und politisches Engagement bringe Gemkow „alle nötigen Eigenschaften“ für dieses Amt mit.
„Ich bin die absolute Fachfrau für Alter und Pflege“, sagt Gemkow von sich selbst. In den zehn Jahren ihrer Abgeordnetentätigkeit in Düsseldorf (die im Mai 2005 endete) war die ehemalige Verwaltungsangestellte unter anderem Seniorenbeauftragte, leitete die Enquete-Kommission Pflege und war Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Gesundheit. Parallel dazu sitzt sie in ihrer Heimatstadt seit 1976 im Sozialausschuss. Ist sie damit schon Expertin für Menschen mit Behinderung? „Es gibt so viele Schnittstellen mit dem Thema Alter und Pflege“, sagt Gemkow zur taz. Wenn es zum Beispiel um die Entlastung der betroffenen Familie gehe, treffe dies genauso auf die Betreuung von behinderten Menschen zu.
An dieser Schnittstelle bewegt sich auch die Arbeit des Sozialverbands Deutschland (SoVD), in dem Gemkow seit 1984 Mitglied ist. Eckhardt Günzel, zweiter SoVD-Vorsitzender im Bezirk Bielefeld, weiß ihr Engagement zu schätzen: „Sie ist immer auf unsere Veranstaltungen gekommen, war immer gut informiert.“ Im Sozialausschuss des Bielefelder Stadtrates sei Gemkow außerdem durch ihre „sehr hartnäckige Art“ aufgefallen. „Das ist keine bequeme Frau“, sagt er. Unter anderem hat sie dort 1979 eine Beratung für Gehörlose im Rathaus durchgesetzt. „Sie passt in dieses Amt“, sagt er zu ihrer Ernennung als Landesbeauftragte.
Gemkow freut sich über so viel Vorschusslorbeeren. Sie will „Brücken bauen“, vor allem Brücken in die Wirtschaft – „weil die Einbindung der Behinderten in den Arbeitsmarkt mir besonders am Herzen liegt“. Außerdem lege sie viel Wert darauf, von Anfang an mit den Betroffenen „unter vier Augen“ zu reden: „Da kommt so viel Wissen zurück, das ich für meine Arbeit brauche.“
Ein paar Wochen habe sie Zeit gehabt, sich zur Übernahme des Ehrenamtes zu entschließen. Warum es sieben Monate dauerte, bis ihr Amt besetzt wurde, kann sie auch nicht beantworten. Sozialminister Laumann verdrehte bei der Berufung Gemkows die Panne ins Positive: „Dass es nach ‚Bereinigung des Beauftragtenwesens‘ weiter eine Behindertenbeauftragte gibt, macht deutlich, wie hoch der Stellenwert der Menschen mit Behinderung bei der Landesregierung ist“ – ohne zu erwähnen, dass die Besetzung des Postens im Gleichstellungsgesetz fest geschrieben ist. Gemkow muss jetzt umso mehr das Vertrauen der Behindertenorganisationen gewinnen, die durch die lange Nichtbesetzung verärgert sind. NATALIE WIESMANN