Anschlag in Beirut

Im Libanon wird ein Kritiker Syriens getötet. UN-Ermittler Mehlis übergibt seinen Bericht zum Mord an al-Hariri

BEIRUT rtr/ap/dpa ■ Bei einem Autobombenanschlag in der libanesischen Hauptstadt Beirut wurde gestern der syrienkritische Verleger und Parlamentsabgeordnete Gibran Tueni getötet. Er war erst am Vortag aus Paris zurückgekehrt, wo er die letzten Monate aus Angst vor einem Attentat gelebt hatte. Mit Tueni kamen drei weitere Menschen bei dem Anschlag ums Leben, wie die Polizei mitteilte. 32 Personen seien verletzt worden. Laut den Ermittlern sprengten die Attentäter per Fernzündung Tuenis gepanzerten Geländewagen in die Luft, als er durch den Bezirk Mekalis im vor allem von Christen bewohnten Osten Beiruts fuhr.

Der 48-jährige Tueni war Verleger der führenden Tageszeitung an-Nahar und ein erbitterter Kritiker der Rolle Syriens im Libanon. Dieses Jahr wurde er ins Parlament gewählt. Der prominenteste Politiker der libanesischen Drusen, Walid Dschumblatt, deutete an, dass Syrien hinter dem Mord an Tueni stecken könnte. Teilnehmer einer spontanen Demonstration in Beirut riefen: „Sie [die Syrer] haben die freie Stimme der Presse getötet.“ Die Regierung in Damaskus selbst verurteilte die Tat.

Der Anschlag ereignete sich kurz vor Veröffentlichung des jüngsten Berichts des deutschen UN-Sonderermittlers Detlev Mehlis über die Ermordung des ehemaligen libanesischen Ministerpräsidenten Rafik al-Hariri. Mehlis übergab seinen Report in der Nacht zum Montag UN-Generalsekretär Kofi Annan. Zu den Inhalten äußerte er sich nicht. Bereits im Oktober hatten der Sonderermittler und sein Team einen Zwischenbericht veröffentlicht, in dem syrischen und libanesischen Sicherheitsbehörden eine maßgebliche Beteiligung an der Ermordung al-Hariris vorgeworfen wurde.

Mehlis hatte zuletzt erklärt, er sei zufrieden mit den Beweisen, die sein Team gesammelt habe, ließ aber offen, ob er in seinem Bericht Schritte gegen Syrien empfehle. In libanesischen Medien hieß es, vermutlich werde Mehlis in dem Report feststellen, dass es keine volle Zusammenarbeit seitens Syriens geben habe. Die Veröffentlichung der Ermittlungsergebnisse wurde noch für gestern erwartet, heute sollte Mehlis den UN-Sicherheitsrat unterrichten.

Syrien hat jeden Verdacht einer Verwicklung in das Attentat von sich gewiesen. Präsident Baschar Assad bekräftigte zuletzt in einem Fernsehinterview am Sonntag, sein Land sei unschuldig. Jeder Versuch, Sanktionen gegen Syrien zu verhängen, könnte die Region destabilisieren, erklärte er.