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Archiv-Artikel

Kunstrundgang

Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um Archiv-Artikel

Klangkunst auf öffentlichen Klos in der Ehrfurcht erregenden Gemäldegalerie? Das macht neugierig, weiß man doch, dass sich die Staatlichen Museen mit aktueller Kunst schwer tun. Also, Sonntagmorgen raus aus den warmen Federn, rin in den grauen Tag und …Überraschung! Die Installation ist stumm, abgeschaltet vom genervten und anagierten Personal, dass es leid war, BesucherInnen zu erklären, dass es sich um Kunst und nicht um einen Notfall handelte. Was war geschehen? Michaela Caspar, Mitglied des Formatlabors, das bereits im Kunstraum Kreuzberg und der Volksbühne mit ihren Klängen zu Migrationsthemen die Toiletten bespielten, hatte einen Tag in ihrem Leben aufgezeichnet und auf 90 Minuten Ton komprimiert. An jenem Tag besuchte sie auch ihre Mutter im Krankenhaus, die sich nur noch schwer artikulieren konnte, oft nur mit Ja antwortete, was der Installation später auch ihren Namen geben sollte: Ja! Nur zehn des neunzigminütigen Zusammenschnitts geben das Gespräch zwischen Mutter und Tochter wieder, das aber so emotional geladen die HörerInnen nicht unbeeindruckt lässt. Diese machten sich Sorgen, dass jemand auf der Toilette eingeschlossen Hilfe benötigen würde, und wendeten sich an die Aufsicht. Irgendwann muss es am letzten Wochenende den MitarbeiterInnen dann zu viel geworden sein, und so entschloss man sich, dem Ganzen kurzerhand ein Ende zu machen. Stecker raus – Mutter ruhig. Vielleicht hätten sie doch besser ein Schild mit den warnenden Worten: „Achtung! Aktuelle Kunst“ aufhängen sollen, als sich so simpel der kranken Mutter zu entledigen. Dank auf jeden Fall an Prof. Dr. Bernd Lindemann, Direktor der Gemäldegalerie, der dieses Experiment ermöglichte, die Installation am Dienstag wieder in Betrieb nehmen ließ und so das Museum als eines der interessantesten in Berlin bestätigt.

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