: Gentherapie für Mäuse
TIERVERSUCHE Hautzellen senken Blutdruck
Der Einsatz von gentechnisch veränderten Hautzellen kann die regelmäßige Einnahme von Medikamenten ersetzen. Einem Wissenschaftlerteam unter der Leitung von Jonathan C. Vogel ist es jetzt am National Cancer Institute in Bethesda, im US-Bundesstaat Maryland, gelungen, unter Bluthochdruck leidende Mäuse erfolgreich mittels eines Hauttransplantats zu behandeln. Bei Mäusen, die ein solchen Hautlappen übertragen bekamen, konnte der Blutdruck gesenkt werden, berichten die Wissenschaftler in dem Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS). Bei den Versuchen war auch ein Forscher der Universität in Marburg beteiligt.
Um das gentechnisch veränderte Transplantat herzustellen, hatten die Forscher kleine Hautstückchen aus menschlichen Hautzellen gezüchtet. In das Genom der Hautzellen waren zwei zusätzliche Gene eingeschleust worden. Eines dieser Gene bildet ein Hormon, das Atrial-Natriuretisches Peptid (ANP), das den Blutdruck senkt. Transplantierten die Forscher nun ein gentechnisch verändertes Hautstück auf Mäuse, stieg der Anteil von ANP im Blutplasma und der Blutdruck der Versuchstiere sank.
Dank des zweiten eingebauten Gens konnten die Forscher die Menge des ANP-Gehalts von außen steuern: Das Gen verschafft der Zelle eine Resistenz gegenüber dem Giftstoff Colchicin. Cremten die Forscher nun das Hauttransplantat mit Colchicin ein, überlebten nur jene Zellen, die das entgiftende Gen besitzen. Da dieses Gen immer gemeinsam mit dem ANP-Gen auftritt, reichern sich auf diese Weise die Zellen an, die ANP bilden können. Als Folge steigt der ANP-Gehalt, der Blutdruck sinkt stärker. Ein Aussetzen der Colchicin-Behandlung führt zu einem Absinken des ANP-Gehalts.
Eine Therapie mit einem genetisch veränderten Hauttransplantat könnte Patienten mit Bluthochdruck die ständige Einnahme Blutdruck senkender Mittel ersparen, so hoffen die Forscher. Nach ihren Berechnungen ist ein Hautlappen mit einer Fläche von etwa 200 Quadratzentimetern nötig, um bei einem Menschen im Blut einen wirkungsvollen ANP-Gehalt zu erreichen. Die Methode kann jedoch so nicht am Menschen ausprobiert werden. Denn befürchtet wird, dass die manipulierten Hautzellen Krebs auslösen. Auch das Colchicin ist nicht einsetzbar, denn es ist ein zu starkes Zellgift. taz, dpa