: Die eigenen Ziele sabotiert
ELBPHILHARMONIE Externe Baugutachter bescheinigen der Stadt, konsequent Organisationsstrukturen geschaffen zu haben, die zur Verteuerung führten
Der mit der letzten öffentlichen Anhörung am 28. 3. beendete Parlamentarische Untersuchungsausschuss (PUA) Elbphilharmonie tagte seit dem 19. 4. 2011 und war die Fortführung des ersten PUA (12. 5. 2010 bis 5. 1. 2011), der wegen vorgezogener Neuwahlen vorzeitig abgebrochen wurde.
■ Untersuchungsauftrag war die Frage, wie es zur immensen Kostensteigerung der Elbphilharmonie kam und wie dies künftig zu verhindern sei.
■ Geendet hatte der 1. PUA mit einem Sachstandsbericht. Der aktuelle PUA legt am 8. 8. 2013 einen Abschlussbericht vor. Da der Untersuchungszeitraum aber nur bis November 2008 reicht, wird über eine Neuauflage nachgedacht, die die Zeit danach untersucht.
Ein kontraproduktives Vorgehen haben zwei Baugutachter im Untersuchungsausschuss Elbphilharmonie am Donnerstag der Stadt bescheinigt. Denn wenn man unterstellt, dass die Stadt Kostensicherheit, Transparenz und Einzigartigkeit wollte, so hat sie, das bestätigten Hermann Hütter und Reinhold Johrendt, Organisationsformen gewählt, die das verhinderten.
So ist ein komplexer, solitärer Bau wie die Elbphilharmonie ungeeignet, um von einem einzigen Generalunternehmer gebaut zu werden statt von vielen. Erst recht, wenn zu Baubeginn unvollständige Pläne sowie eine „funktionale Leistungsbeschreibung“ vorliegen. Die besagt – anders als ein exaktes „Leistungsverzeichnis“ –, dass der Bauherr nur grob die Anforderungen beschreibt: „Dach“, „Fassade“. Ausführung und Materialwahl überlässt man dem Generalunternehmer, in diesem Fall Hochtief.
Wenn man aber bedenkt, dass die der Stadt unterstellten Star-Architekten Herzog & de Meuron dezidierte Kontrolle wünschten, ist dies ein Widerspruch. „Eine funktionale Leistungsbeschreibung eignet sich für Standard-Bauten,“ sagte Hütter. „Wenn ich aber sicher gehen will, lege ich per Leistungsverzeichnis jedes Detail fest. Dafür muss ich wissen, was ich will.“
Das scheint nicht der Fall gewesen zu sein, da die Stadt Hochtief bei Vertragsabschluss unfertige Pläne übergab. Ein Freibrief für Nachforderungen, das Claim-Management. „Es scheint, als sei die Stadt davon überrascht worden“, sagte der PUA-Vorsitzende Ole Thorben Buschhüter (SPD). „Falls ja, wäre es naiv“, sagte Johrendt. Vorlesungen zum Claim-Management – dem systematischen Auffinden verteuernder Vertragslücken – gebe es seit Jahren. „Das ist üblich, dem muss man professionell begegnen“, so Johrendt. Bei einem mit fertigen Plänen begonnenen Bau lägen die Claims um fünf Prozent über dem Preis. Nicht um 30 bis 40 Prozent.
Ob die Stadt verhindern könne, „vom einzigen Konzern, der die Elbphilharmonie bauen kann, erpresst zu werden – etwa durch Baustillstand“, wollte Metin Hakverdi (SPD) wissen. „Da muss man fragen, warum ist man abhängig? Warum gab es am Schluss nur noch einen Bieter?“ sagte Johrendt. „Das kann bedeuten, dass das Projekt zu komplex ist und man es besser in Einzelvergabe auflöst.“
Das aber fürchtet die Stadt; auch bei der jüngsten Vertrags-Neuauflage votierte sie dagegen: Die Vergabe an einzelne Unternehmer sei nicht zu bewältigen. Hütter versteht das nicht: „Einzelvergabe ist eine ganz normale Planungsleistung.“ PS