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Archiv-Artikel

Irans Staatspräsident läuft weiter Amok

Mahmud Ahmadinedschad will nicht nur Israel nach Europa verlegen, sondern leugnet auch den Holocaust. Iranisches Reformlager bezeichnet Attacken als „tödliches Gift einer fundamentalistischen Ideologie“. Israel droht mit Militärpotenzial

VON BAHMAN NIRUMAND

Die Verbalattacken der iranischen Staatsführung gegen Israel haben sich in den letzten Tagen verschärft. Präsident Mahmud Ahmadinedschad forderte abermals die Umsiedlung des israelischen Staates nach Europa. Revolutionsführer Ali Chamenei appellierte an das palästinensischen Volk, den bewaffneten Kampf gegen Israel fortzusetzen.

Die vergangenen fünfzig Jahre hätten gezeigt, dass Verhandlungen mit Israel vergeblich seien, sagte Chamenei bei einem Treffen mit dem Hamas-Führer Chalid Maschal in Teheran. Allein der Widerstand führe zum Sieg. „Es war der bewaffnete Widerstand, der Israel gestern aus dem Libanon getrieben, heute zur Räumung des Gaza-Streifens gezwungen hat und, so Gott will, morgen aus Jerusalem hinauswerfen wird“, erklärte er.

Auch Ahmadinedschad verschärfte seine Angriffe gegen Israel und den Westen. Vor einer Massenversammlung im Fußballstadion der Stadt Sahedan sagte er, „die Europäer beharren darauf, dass sechs Millionen Juden im Zweiten Weltkrieg umgebracht worden sind“. Wer diese Behauptung kritisiere, werde mit Gefängnis bestraft. Wenn dieses große Verbrechen stattgefunden habe, sei nicht einzusehen, warum die Palästinenser dafür büßen sollen. „Wenn ihr die Tat begangen habt, müsst ihr den Juden ein Stück Land in Europa, Amerika, Kanada oder Alaska zur Verfügung stellen.“

Ahmadinedschad wies Kritik an seinen Stellungnahmen zurück. Er sei im Westen verurteilt und als „unzivilisiert“ bezeichnet worden, sagte er. „Wenn eure Zivilisation Aggression, Ungerechtigkeit und Armut bedeutet, lehnen wir sie ab. Eine solche Zivilisation ist uns verhasst.“

Die Moscharekat-Partei, die größte Organisation der Reformer, bezeichnete Ahmadinedschads Attacken als „tödliches Gift einer fundamentalistischen Ideologie“, die dem Land erheblichen Schaden zufüge und die nationale Sicherheit großen Gefahren aussetze. Leider würden diese Äußerungen im Ausland als offizielle Außenpolitik Irans bewertet, heißt es in einer Erklärung. Der Präsident irre, wenn er glaube, mit diesen radikalen Parolen die Massen in der islamischen Welt mobilisieren und von der eigenen Unfähigkeit, das Land zu regieren, ablenken zu können. Die Partei fordert die Verantwortlichen im Land auf, dem „abenteuerlichen“ Regierungschef Zügel anzulegen.

Das israelische Außenministerium erklärte zu Ahmadinedschads neuen Ausfällen, das „Schurkenregime“ bewege sich außerhalb jeglicher internationaler Normen. „Die Kombination von extremistischer Ideologie, einer verzerrten Wahrnehmung der Wirklichkeit und Atomwaffen ist eine Kombination, die niemand in der internationalen Gemeinschaft akzeptieren kann“, sagte ein Sprecher.

Der Sprecher von Ministerpräsident Ariel Scharon, Raanan Gissin, verwies auf das eigene militärische Potenzial. „Gott sei Dank verfügt Israel über die Mittel, um das extremistische Regime im Iran scheitern zu lassen“, sagte er. „Es wird keine zweite ‚Endlösung‘ geben.“

Auch der britische EU-Vorsitz fand klare Worte. Solche Aussagen seien „voll und ganz“ zu verurteilen, sie hätten keinen „Platz in einer zivilisierten politischen Debatte“, betonte Europaminister Douglas Alexander gestern.

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