: Wiedersehen an der Schäl Sick
Fünf Jahre residierte die taz in Köln an einer heißen Adresse. Nun geht es ausgerechnet nach Düsseldorf. Das bedeutet viel Umlernen. Aber wir halten es mit Friedrich Engels
War es nun Kölns „schärfste“ oder „heißeste“ Adresse? Auf jeden Fall gab der Werbezettel ausgerechnet die Maastrichter Straße 6-8 als Ort für das angepriesene Objekt der Begierde an. Bislang hatte die taz hier ihr Kölner Büro. Über einer Table-Dance-Bar. Nicht viele Zeitungsredaktionen in der Republik dürften so illuster residiert haben.
Immerhin fünf Jahre hat es die taz in Köln ausgehalten – jenem „Rom des Nordens“, das geprägt ist von dieser faszinierenden Mischung aus Größenwahn und Provinzialität. Doch damit ist es vorbei. Auch wenn's irgendwie schwer fällt: Die Kölner taz-Redaktion hat die Umzugskartons gepackt und das Belgische Viertel bereits verlassen. Wie schrieb einst der Redakteur Friedrich Engels zum Abschied der Neuen Rheinischen Zeitung: „Wir mussten unsere Festung übergeben, aber wir zogen ab mit Waffen und Bagage, mit klingendem Spiel.“
Jetzt ist also Schäl Sick angesagt: Düsseldorf. Ausgerechnet Düsseldorf. Für Kölner die Höchststrafe. Glauben zumindest die Kölner. Auf jeden Fall heißt es kurzfristig umlernen: Helau statt Alaaf, Tote Hosen statt Bläck Föös, Joachim Erwin statt Fritz Schramma, Jörg Immendorf statt HA Schult, Marcel Podszus statt Lukas Podolski. Daran muss man sich erst gewöhnen. Oder wissen Sie, wer Marcel Podszus ist?
Und für das Mottolied im Karneval wird es künftig nicht mehr Marieluise Nikuta, sondern Michael Hermes geben. Dessen erstes vor zwanzig Jahren trug übrigens den Titel: „Was uns noch alles blüht“. Wir werden es sehen. Unsere Leserinnen und Leser auch. PASCAL BEUCKER