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Archiv-Artikel

„Maßnahmen schaffen“

Diskussion zu Klimagerechtigkeit

Von LIN
Tadzio Müller

■ 36, ist Postdoktorand bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Publizist, Politikwissenschaftler, Aktivist und Klimaschützer.

taz: Herr Müller, wie können wir die Welt klimagerechter machen?

Tadzio Müller: Das will ich ja gerade herausfinden. Klimagerechtigkeit ist für mich kein Zustand, den man einfordern kann. Sondern es ist der Kampf gegen die gesellschaftlichen Verhältnisse, die Klimawandel und Ungerechtigkeit produzieren. Der Klimawandel ist ein ungerechtes Phänomen, weil diejenigen, die den Klimawandel am meisten verursacht haben, am wenigsten unter den Folgen leiden. Auf jeden Fall müssten Maßnahmen im globalen Norden geschaffen werden.

Kann man da auf das Konzept „Buen vivir“ zurückgreifen, das zum Titel Ihres Vortrags gehört?

Ja, aber man muss es neu übersetzen. „Buen vivir“ stammt aus Lateinamerika und ist eng mit der indigenen Bewegung verbunden. Das ist hier in Deutschland strategisch nicht sehr wertvoll, aber das Konzept enthält Werte und Überzeugungen, die man übernehmen kann.

Welche Maßnahmen stellen Sie sich vor?

Ein gesellschaftlich-ökologischer Umbau geht nur mit der Mehrheit der Gesellschaft. Wenn beispielsweise Strom aus regenerativen Energien teurer für den Endverbraucher ist, dann wird die Mehrheit diesen Strom ablehnen. Besser wäre es, wenn der Großteil der Kosten von denen bezahlt wird, die am meisten Strom verbrauchen.

Brauchen wir für mehr Klimagerechtigkeit weniger Wirtschaftswachstum?

Gesamtwirtschaftlich muss es im globalen Norden zu wirtschaftlichen Schrumpfungsprozessen führen, daran führt kein Weg vorbei.  INTERVIEW: LIN

Diskussion mit Tadzio Müller: „Buen Vivir: Klimagerechtigkeit und imperiale Lebensweise“: 19 Uhr, Werkstatt 3, Nernstweg 34