: Ins Palais regnet es herein
DENKMALSCHUTZ Seit 15 Jahren steht das Prinzenpalais in Ludwigslust leer. Die Witterung macht dem historischen Gebäude zu schaffen, die Verhandlungen zwischen Eigentümer und Stadt ziehen sich hin
Das Ensemble aus Ludwigsluster Schloss und evangelischer Stadtkirche ist eine ziemlich einzigartige Kulisse. In großzügiger Raumaufteilung haben barocke Baumeister eine Anlage geschaffen, die entfernt ans Münchner Schloss Nymphenburg erinnert. Das sandsteingefasste Herrschaftsgebäude ist der Ausgangspunkt – südlich ist ein Wasserspiel vorgelagert, dann öffnet sich, im Grundriss einer Vase ähnlich, ein großer Platz, der mit teils herrschaftlichen, teils niedrigeren Häusern bebaut ist; den Abschluss bildet die Stadtkirche mit ihren charakteristischen Säulen und den großen, griechischen Buchstaben auf dem Dach.
Doch es gibt ein Problem. Bislang sind die elegant geschwungenen Wege zwischen Schloss und Kirche noch vollständig und vor allem: historisch bebaut. Vor dem Prinzenpalais auf der Ostseite jedoch steht ein Stück Bauzaun – das dreiflügelige Gebäude ist sichtlich baufällig.
Durch das sehr notdürftig geflickte Dach regnet es herein – was die Jahreszeiten an dem Gebäude sonst noch so anrichten, mag man sich gar nicht ausmalen. Hofbaumeister Joachim Busch, ist auf einem kleinen Schild zu lesen, hat die Anfänge dieses Hauses um 1765 errichtet – später lebten hier Erbprinzen und eine Großherzogin; dann war es Mecklenburger Amt und das Internat der Schwerhörigenschule. Und jetzt?
In Ludwigslust für Sanierungen und Denkmale zuständig ist Ulrike Ehrecke, die ihr Büro im Rathaus in der Schlossstraße hat. Auch diese Straße hat ihren Reiz – neben dem Kopfsteinpflaster in der Mitte ist noch mal je ein Randstreifen angeordnet, die Häuser sind meist aus Backsteinen und selten höher als zwei Etagen – eine historisch vollständige Parade-Avenue.
Das Prinzenpalais, berichtet Ehrecke, sei nach einem Brandschaden im Jahr 2011 notgesichert worden, leer steht das Gebäude seit ungefähr 15 Jahren. Eigentlich sollte hier eine Anlage mit altengerechtem Wohnen geschaffen werden – alles war bis zur Baureife vorangetrieben. „Es sollte eine Initialzündung für die Sanierung sein“, erinnert sich die Stadtplanerin, inzwischen sei es aber umgekehrt – alle anderen Eigentümer des geschützten Ensembles zwischen Schloss und Stadtkirche seien mit der Sanierung weiter.
Nicht nur das ehemalige Palastensemble steht unter Denkmalschutz, sondern es gilt bis heute eine Regelung aus DDR-Zeiten, die das ganze Gebiet mit diesem Prädikat versieht. „Wir möchten das Gebäude in eine sinnvolle Nutzung bringen“, sagt die Stadtplanerin, „Abbruch ist keine Option.“ Eine Zerstörung würde bedeuten, dass eine Lücke ins historisch wertvolle Ensemble geschlagen wird.
Hinter verschlossenen Türen wird derzeit mit dem Eigentümer verhandelt, wie es weitergeht. Die Stadt verrät keine Details, lässt aber verlauten, dass man sich bald eine Lösung wünscht. Der Eigentümer, die Prinzenpalais Grundstücksverwaltung GmbH & Co. KG, war für die taz nicht zu erreichen.FRANK BERNO TIMM