: Was tun? Nur weg von der Kohle!
PROJEKTE Gas ist klimafreundlich, Fracking umstritten
BERLIN taz | Ausgerechnet die USA machen vor, was der IPCC fordert: Der Boom von Gas, das durch das umstrittene Fracking gewonnen wird, hat die Energieversorgung der USA deutlich klimafreundlicher gemacht. 2011 sanken die Emissionen um 8 Prozent auf den niedrigsten Stand seit 20 Jahren. Neben der Wirtschaftskrise und schärferen Gesetzen hat vor allem das „unkonventionelle“ Gas die US-Klimabilanz verbessert, weil es die dreckige Kohle verdrängt hat – deren Preis damit sinkt und die deshalb etwa verstärkt in Deutschland verbrannt wird.
„Signifikante Reduktionen von Treibhausgasen“ verspricht sich der Klimarat IPCC durch diese Verdrängung der Kohle durch hocheffiziente Gaskraftwerke – „bis zu 50 Prozent pro Kilowattstunde Strom“. Immerhin ist die Stromerzeugung weltweit für mehr als ein Viertel der Klimagase verantwortlich. Die Klimagefahr aus dem Fracking durch leckende Gasquellen wird in der Kurzfassung des Berichts nicht thematisiert. Die Wissenschaftler blicken vor allem voller Sorge auf den weltweiten Boom der Kohle: Gerade in Indien und China, wo die Wirtschaft und der Energieverbrauch jedes Jahr um bis zu 8 Prozent wachsen, ist die billige Kohle der Energieträger Nummer eins – mit fatalen Folgen für das Klima.
Klimaschutzszenarien kommen auch gut ohne Atomkraftwerke aus
„Andere Energieträger“ werden deshalb dringend gesucht. Der UN-Klimarat ist skeptisch bei der Atomenergie, die zwar CO2-arm funktioniert, aber bei Betrieb, Endlagerung, Weiterverbreitung und den Kosten große Fragen aufwirft.
Klimaschutzszenarien kommen deshalb auch gut ohne Atomkraftwerke aus, meinen die Forscher. Das Potenzial der erneuerbaren Energien sei dagegen „deutlich höher als der Weltbedarf an Energie“, die Entwicklung verlaufe schneller und kostengünstiger als gedacht.
Allerdings ist die Internationale Energie-Agentur IEA vorsichtiger: Nach ihren Zahlen wachsen zwar die Märkte und die Investitionen für Windkraft und Photovoltaik rasant, aber immer noch geringer als der gesamte Energiebereich. Und wegen des Baustopps bei großen Wasserkraftwerken ist nach IEA-Zahlen der Anteil der Erneuerbaren an der weltweiten Energieversorgung zwischen 1990 und 2009 sogar leicht auf 19,3 Prozent gefallen. B. PÖTTER