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Archiv-Artikel

Was tun? Mehr Bäume retten!

PROGRAMME Waldsterben vermeiden, genauer hinschauen

BERLIN taz | Rund 20 Prozent der klimaschädlichen Emissionen stammen aus der Vernichtung von Wäldern. Vor allem die tropischen Regenwälder gelten als Kohlenstoffspeicher, die große Mengen von CO2 einlagern, wenn man sie erhält. Ein toter Wald verliert diese Funktion, mit ihm gehen außerdem einmalige und potenziell ökonomisch wertvolle Pflanzen- und Tierarten verloren.

Beim Kampf gegen die Waldvernichtung zeigen sich etwa in Brasilien nach Informationen von Greenpeace bereits deutliche Erfolge: Von 2,7 Millionen Hektar jährlich zerstörten Waldes vor zehn Jahren sei die Entwaldung auf 0,6 Millionen pro Jahr zurückgegangen. Diese Erfolge sieht Greenpeace allerdings durch das neue Waldgesetz gefährdet. Das IPCC geht trotzdem davon aus, dass bis „Mitte des Jahrhunderts die Entwaldung größtenteils gestoppt ist“.

Hilfsprogramme für tropische Wälder werden weltweit mit Milliarden von Dollar finanziert und sollen dem stehenden Wald mehr Wert beimessen als den gefällten Bäumen. Oft sind sie aber politisch umstritten und ihre Ökobilanz ist unklar. Vor Kurzem befand ein interner Bericht der Weltbank, dass deren Waldprogramme zwar die Bäume schützen, aber den Schutz der Bewohner vernachlässigen.

Die Natur ist komplex, Wald nicht gleich Wald

Allerdings sind bei Wald und Landwirtschaft Zahlen mit äußerster Vorsicht zu genießen. Denn erstens sind die genauen Wechselwirkungen zwischen Atmosphäre, Boden und Wald sehr kompliziert und nicht vollständig verstanden. Umweltschützer bemängeln etwa, dass Staaten bei Definitionen von „Wald“ immer wieder tricksen, um die Bilanzen zu frisieren: Einzelne Bäume bleiben stehen, damit eine Fläche nicht als abgeholzt gilt; wenn Kahlschläge wieder aufgeforstet werden, fallen sie ebenfalls nicht in diese Kategorie.

Bäume im Norden von Russland und Kanada spielen eine andere Rolle als tropischer Regenwald. Die Tundra bindet sehr viel Kohlenstoff im Boden. Waldwirtschaft setzt dort oft viel mehr Treibhausgase frei, als nur durch gefällte Bäume frei wird.

Andererseits senken gerodete Flächen die globalen Temperaturen: Der blanke Boden, im Winter mit Schnee bedeckt, strahlt einen deutlich größeren Teil der Sonnenenergie zurück ins All als ein dunkler Wald, der die Wärmestrahlung anzieht. B. PÖTTER