Eritrea wirft weißes UN-Personal raus

UN-Blauhelmtruppe zieht nordamerikanisches und europäisches Personal ab. Lage an Grenze zu Äthiopien gespannt

BERLIN taz ■ Die Vereinten Nationen haben sich einem Ausweisungsbeschluss Eritreas gebeugt und begonnen, Mitglieder der UN-Mission im Land von der eritreischen Seite der UN-überwachten Grenze zu Äthiopien abzuziehen. Die ersten 20 von insgesamt mindestens 180 abzuziehenden UN-Mitarbeitern bestiegen gestern früh einen Bus vor dem UN-Hauptquartier in Eritreas Hauptstadt Asmara und fuhren zum Flughafen. Weitere 67 sollten im Laufe des Tages nach Äthiopien gebracht werden. „Die Entscheidung zur Verlegung kommt als Reaktion auf eine Anzahl von Handlungen und Entscheidungen Eritreas, die die Sicherheit unserer Mitarbeiter und unsere Operationsmöglichkeiten beeinflussen“, erklärte der für Blauhelmmissionen zuständige UN-Vizegeneralsekretär Jean-Marie Guéhenno in Asmara. Eine solche Situation habe er in zehn Jahren noch nicht erlebt, fügte der Franzose hinzu, der sich seit Montag in Eritrea befindet.

Die UN-Mission an der eritreisch-äthiopischen Grenze (Unmee) überwacht den Friedensvertrag, den Eritrea und Äthiopien 2000 nach einem blutigen Grenzkrieg mit 80.000 Toten schlossen. Sie zählt 3.794 Mitglieder. Die meisten Soldaten kommen aus Indien, Jordanien und Kenia. Die Mission hat aber auch Mitglieder aus anderen Ländern. Eritreas Regierung hatte am 6. Dezember erklärt, alle europäischen und nordamerikanischen Unmee-Mitglieder innerhalb von zehn Tagen auszuweisen.

Seit Oktober verbietet Eritrea der Unmee Hubschrauberflüge und die Benutzung gewisser Straßen. Es will damit dagegen protestieren, dass die UNO nichts gegen Äthiopiens Weigerung tut, Grenzabschnitte zu räumen, die der Internationale Gerichtshof in Den Haag Eritrea zugesprochen hatte. Eritrea wurde erst 1993 von Äthiopien unabhängig, und die beiden Länder sind tief verfeindet. Heute ist die Lage an der Grenze wieder extrem gespannt, und beide Länder werfen einander seit Monaten Kriegsvorbereitungen vor.

Der Beschluss, sich zunächst der eritreischen Eskalationsstrategie zu beugen, wurde am Mittwoch im UN-Sicherheitsrat „ausschließlich“ mit „Sicherheitsinteressen des Unmee-Personals“ begründet. Der Rat erklärte, er habe keinen kompletten UN-Abzug aus Eritera vor, verkündete aber „eine prompte Überprüfung aller Optionen für die Stationierung und das Funktionieren“ der Mission. D.J.