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Archiv-Artikel

Magie gegen ein Loch im Kopf

SIMSALABIM In „Der unglaubliche Burt Wonderstone“ erzählt Don Scardino vom Metier der Zauberer und ist dabei in den Details witzig, auch wenn die Komödie konventionell gebaut ist. Michael Bully Herbig hat sein Hollywood-Debüt als zaubernder Dompteur

VON WILFRIED HIPPEN

In den 60er Jahren gab einen britischen Zauberer, dem auf der Bühne alles misslang. Eine Zeitlang wurde das Publikum zunehmend ärgerlicher über so viel Inkompetenz des schwermütigen hageren alten Mannes und es dauerte immer ein Weile bis klar wurde, dass dies eine komische Nummer war, die er immer mit einem spektakulären Trick, der ihm scheinbar aus Versehen gelang, beendete. Bei den Illusionen, die Magier in ihren Shows schaffen, entsteht eine große Fallhöhe und so ist bei ihnen das Erstaunliche immer nah am Lächerlichen.

Dies sind sehr gute Voraussetzungen für eine Komödie, und es ist seltsam, dass es nicht viel mehr komische Filme über Magier gibt. Weil dieses Feld noch kaum bearbeitet ist, wirkt „The Incredible Burt Wonderstone“ besser, als es das Drehbuch mit seiner doch sehr konventionellen Dramaturgie vermuten lässt. Erzählt wird von zwei Freunden, die als Schulkinder nicht so cool wie die anderen waren, bis einer von ihnen einen Zauberkasten geschenkt bekam und die beiden die anderen in der Klasse mit kleinen Tricks verblüffen konnten.

Dreißig Jahre später nennen sie sich Burt Wonderstone und Anton Marvelton und schon ihre Namen sagen alles. Burt ist der Macher, Anton sein passiver Partner – und natürlich ist Burt über die Jahre extremen Erfolgs arrogant geworden und verrät ihre Freundschaft. Er fällt tief, lernt, bereut und am Schluss sind Burt und Anton wieder erfolgreich und vereint.

Über diese simple Geschichte kann man sich schon ein wenig ärgern, und der Regisseur Don Scardino macht es auch nicht besser, wenn er die kitschige Versöhnungsszene der beiden ironisch umkippen lässt, sodass es wirkt, als mache er sich am Ende über all das lustig, was er davor so sentimental aufgebaut hat. Hier hätte er sich nicht so offensichtlich in die Karten schauen lassen dürfen – doch bei den Tricks der Magier tut er dies sehr effektvoll – und komisch. Denn er kennt das Metier sehr gut und so wird sein Film immer dann interessant, wenn er von den Zauberern, ihren Shows und Nummern erzählt.

Burt Wonderstone und Anton Marvelton sind Zauberer alter Schule, die in Glitzeranzügen und mit Föhnfrisuren über die Bühne tanzen, Körper verschwinden und wieder auf tauchen lassen und Schwerter durch einen Kasten stecken, in dem eine attraktive Frau steckt. Sie waren für Jahrzehnte so erfolgreich, dass sie in Las Vegas ein nach ihnen benanntes Theater haben, und Scardino trifft genau den Ton solcher glamourösen Shows, die so aufgeblasen wirken, dass ein quasi dokumentarischer Blick schon komisch genug ist.

In Las Vegas kann man ja im Grunde kaum etwas übertrieben darstellen und so muss Scardino bei dem Extrem-Magier, der droht die inzwischen altbackenen Burt und Anton aus dem Geschäft zu drängen, in die Vollen langen. Dieser ist eher ein Stuntman als ein Illusionist und stellt spektakuläre Dinge mit seinem eigenen Körper an. Er hält 12 Tage lang seinen Urin zurück, legt sich für eine ganze Nacht auf ein glühendes Kohlenbett und bohrt sich beim finalen Duell mit den beiden Helden selber ein Loch in den Kopf. Im Stil von Jackass vermarktet er seine Auftritte online und international – doch der unglaublichste Trick des Films ist eine Taube, die aus einem Salzstreuer fliegt.

Der Film ist immer dann witzig, wenn er sich über das Metier lustig macht, dabei aber auch zeigt, wie verführerisch diese Welt der Illusionen sowohl für das Publikum wie auch für die Performer selber ist. Scardino fehlt das Timing eines wirklich guten Komödien-Regisseurs und so verschenkt er einige schöne Pointen, indem er etwa zu lange und ausführlich zeigt, wie Burt es schafft, sein gesamtes Publikum verschwinden zu lassen.

Ein Grund dafür, warum „The Incredible Burt Wondertone“ trotz seiner Schwächen funktioniert, ist die inspirierte Besetzung. Steve Carell ist als Titelheld nie wirklich unsympathisch, Steve Buscemi ist als Anton der geborene Verlierer, Jim Carrey gibt mit funkelnden Augen den manischen Extrem-Performer und Alan Arkin stiehlt als alter Magier im Altersheim allen die Show. Und weil der Film in Las Vegas spielt, gibt es natürlich auch einen Magier mit deutschen Akzent, der mit wilden Tieren arbeitet. In dieser Rolle gibt Michael Bully Herbig sein Hollywood-Debüt. Immer wenn man ihn sieht, ist eines seiner Körperteile gerade verbunden, weil „die Tiere launisch waren“. Die Rolle ist klein, aber der Witz ist gut.