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FATMA AYDEMIR
Über das Booking des Gretchen-Club (ex-Icon-Betreiber) kann man nun wirklich nicht meckern. Schon eher über den unterirdischen Klang der meist wunderbaren Musik im Gewölbekeller, der für derart ehrgeizige Konzerte leider einfach nicht geschaffen scheint. Mit Verbesserungsbemühungen, was die technischen Möglichkeiten betrifft, hat man in letzter Zeit noch das Beste rausgeholt. Und immerhin das soll gewürdigt werden, denn Kopfschmerzen hat man beim großartigen Flying-Lotus-Konzert vergangenen November nicht bekommen. Lotus’ Indie-Label Brainfeeder aus L. A. gehört nicht nur zu den aufregendsten Musikwerkstätten unserer Zeit, sondern pflegt auch einen engen Kontakt zum Club am Mehringdamm, wie an der Häufigkeit der Bookings erkennbar ist. Wie Jeremiah Jae und The Gaslamp Killer gehört auch das junge Talent Lapalux zum Kreis der kalifornischen Gehirnfütterer, und der feiert am Freitag im Gretchen den Release seiner letzten EP „When You’re Gone“ (Obentrautstr. 19–21, 23.30 Uhr, 10 €) und möglicherweise, wenn auch nicht offiziell, seines neuen Albums „Nostalchic“, das inzwischen nämlich ebenfalls erschienen ist. Lapalux bearbeitet ähnlich wie Labelboss Lotus am liebsten kuschelige R&B-Vorlagen mit einem samtigen Futurismus. Und das macht er zwar in komplexen Klangkonstruktionen, die aus de- und wieder rekonstruierten Lovesongs zu bestehen scheinen, jedoch immer noch auf deutlich zugänglichere Weise als manch anderer Kollege. Alles liegt ein bisschen offbeat, ein wenig verschroben und im Nebel von verschneiten Traumpanoramen. Im Vorprogramm gibt es ein Set von Slugabed, der sich zur Post-J-Dilla-Ära zählt und mit bounciger UK-Bassmusik auftrumpft. Für jene Leser, die mit „dieser elektronischen Musik“ so gar nichts anfangen können und angeblich bei all jenen Artikeln, die sich um „diese elektronische Musik“ drehen, die Augen einfach weiterskippen, es diesmal aber doch nicht tun, weil sie sich ja irgendwie angesprochen fühlen: es gibt eine Band, die macht „diese elektronische Musik“ auf eine Art, die ebendiesen Lesern sicher gefallen könnte. Wollte man fies sein, könnte man es als Schlager bezeichnen, was die Ex-Münchner und Wahlberliner von Tubbe so machen. Ich sag nur: „I do every drug, I drink every drink“ mit schön biodeutschem Akzent, dazu frisch aufpolierten Synthesizern aus den Achtzigern, Europop-Fußstampfer-Anwandlungen aus den Neunzigern und Vidal-Sassoon-Frisur aus 2009. Ja, ist halt Pop, ne, aber halt auch nicht so Underground, wie es sich gerne propagiert. Eher schon Shopping-Mucke im Erdgeschoss von Pimkies. Mittwoch in der Kantine vom Berghain. (Am Wriezener Bhf., 21 Uhr, 15 €)