VERRÜCKTE? VOLLPFOSTEN? NEIN, NUR TORHÜTER : Trapps tragisches Trappeln
ACHIM BOGDAHN
Torwart ist der vielleicht schwierigste Beruf nach Papst, zyprischem Notenbankchef und Katja Riemanns Interviewer. Ständig fliegen einem die Bälle um die Ohren, schon der leiseste Fehler wird öffentlich seziert und einen blöden Spruch gibt’s noch obendrauf – vom ZDF-Intellektuellen Olli Kahn („Das einzige Tier bei uns zu Hause bin ich“). Nun gut, der war auch mal Torwart.
Manuel Neuer zum Beispiel; erst verursachte er im Länderspiel das peinliche Gegentor gegen Kasachstan, quasi fußballerisch das Aserbaidschan des südlichen Ural. Und dann kassierte er zwar in 26 Ligaspielen nur 11 Gegentore, aber ausgerechnet gegen den unterirdischen Hamburger SV gleich zwei! Aber was soll da sein Gegenüber sagen, René Adler bekam im gleichen Spiel neun Gegentore. Hauptsache gesund. Bei Werder Bremen sind dagegen kürzlich die beiden Ersatztorhüter im Training ineinander geknallt, Richard Strebinger musste mit einer Risswunde am Kopf blutend vom Platz, sein Kollege Raphael Wolf zog sich einen Kreuzbandriss zu. Da hat sich St. Paulis Torwart Philipp Tschauner besser gehalten. Er sprang im Training aus Versehen seinem Coach Michael Frontzeck mit den Knien in die Brust, Frontzeck landete mit drei gebrochenen Rippen und angerissener Lunge im Krankenhaus, Tschauner dagegen hat gerade sogar in letzter Sekunde per Kopfball den Ausgleich gegen Paderborn erzielt. „Da darf er mir gerne wieder eine Rippe brechen“, sagte Trainer Frontzek. (Aber bitte keinen Hattrick!)
Kevin Trapp, der Torwart von Eintracht Frankfurt hat dagegen Pause. Er hat bei einem Werbedreh der deutschen U-21-Nationalelf mitwirken dürfen. Dabei mussten die Spieler durch eine spiegelglatte Halle rennen und zwar mit Stollenschuhen, damit es spektakulär aussieht und schön laut trappelt. Trapp rutschte aus, brach sich die Hand und der Werbesport könnte in ungeschnittener Form garantiert der neue „Gangnam Style“ auf YouTube werden.
Und dann ist da ja noch der ehemalige Nationaltorwart Tim Wiese. Der Sympathieträger mit dem Tattoo seiner nackten Ehefrau Grit und der Rambo-Gedächtnisfrisur hat sich bei seinem Arbeitgeber TSG Hoffenheim unbeliebt gemacht, weil er sich intensiv in die Untiefen des badischen Karnevals eingearbeitet hat. Als Sträfling verkleidet war er zusammen mit seinem Kumpel, der als Neandertaler ging, mit anderen Partygästen auf der Herrentoilette so in Streit geraten, dass die Polizei kommen musste. Die anschließende mehrwöchige Suspendierung bei Hoffenheim wurde nun aufgehoben und „Sträfling“ Wiese begnadigt. Gut für die Sport-Bild. Die hatte nämlich unverdrossen einen Preis für Leser ausgelobt, bestehend aus einer Trainingsstunde mit Wiese. Was sollte das sein? Pub Crawl? Weinverkostung? Tai Chi?
Vielleicht könnten alle diese Herren in Sachen Nervenstärke noch etwas vom dänischen Profi Kim Christensen (FC Kopenhagen) lernen. Vor drei Jahren machte der Torhüter damals noch beim IFK Göteborg Schlagzeilen: Er wurde dabei ertappt, als er sein Tor einfach verkleinerte. Beim Auswärtsspiel in Örebrö wurde Christensen auf frischer Tat dabei erwischt, wie er kurz vor Spielbeginn die beiden Torpfosten verrückte, indem er diese mit dem Fuß um einige Zentimeter nach innen schob. Der Übeltäter gestand später, dass er den Trick auch schon in der ersten schwedischen Liga angewandt hatte. „Ich habe den Tipp vor ein paar Jahren von einem Freund bekommen. In manchen Stadien sind die Torstangen nicht fest im Rasen verankert. Also habe ich das seither von Zeit zu Zeit gemacht. Es ist nicht mein Fehler, wenn die Pfosten nicht verankert sind“, sagte er.
Apropos Vollpfosten: Der bekennende Rechtsextreme Paolo Di Canio ist zwar kein Torhüter, aber jetzt vom abstiegsbedrohten englischen Premier League Club FC Sunderland als Trainer verpflichtet worden. Der Italiener hat während seiner aktiven Zeit mit Hitlergruß gejubelt und verehrt ganz offen den italienischen Diktator Mussolini. Di Canio hat mal gesagt: „Ich bin Faschist, aber kein Rassist.“ Das ist dasselbe wie: „Ich bin ein totaler Volltrottel, aber kein Idiot.“