Türkische Laufwege

FUSSBALL Ein spielfreudiger Hamburger SV besiegt den SC Freiburg trotz Verletzungsmisere mit 2 : 0

Nach seinem Trainingslager in der Türkei spielte der HSV schnell und spritzig

„Ne Alter, lass mal stecken“, sagte David zu Dennis. Die beiden sind aus Eimsbüttel und treffen sich regelmäßig im Volkspark mit Frank, Tomás und Tunay zum Kicken. Sie wären am liebsten gleich Bier trinken gegangen, so, wie der Platz aussah. Nur Frank hätten sie überreden müssen. Der Älteste will immer spielen.

Ne, David Jarolím, Dennis Aogo, Frank Rost, Tomás Rincon und Tunay Torun sind keine Freizeitkicker, sondern Vertragsspieler des Hamburger SV, und müssen auf einem Platz wie dem im Volkspark antreten, weil da 51.500 Leute zugucken. Auch wenn zehn Stammspieler fehlen: verletzt, gesperrt oder beim Africa Cup.

Der Platz hätte noch schlimmer aussehen können: Ein „Kompliment an unseren Platzwart“, sprach HSV-Trainer Bruno Labbadia nach dem 2 : 0 (1 : 0)-Sieg seiner Mannschaft gegen Freiburg aus. Der habe „aus einer Kraterlandschaft“, wie sie durch das letzte Spiel der Bundesliga-Hinrunde gegen Bremen entstanden war, das Beste gemacht.

Eigentlich hatte der Platzwart den Rasen in der Winterpause austauschen wollen. Das aber ging nicht, weil der neue Rasen auf seinem Untergrund in den Niederlanden festgefroren war. Gegen einen aufwändigen Import eines Rasens aus Portugal hatte sich der HSV aus ökologischen Gründen entschieden.

Labbadia hatte ein Problem, weil seine Spieler im Trainingslager im türkischen Belek wunderbare Platzverhältnisse hatten. „Wir haben die Mannschaft auf die Platzverhältnisse in Hamburg vorbereitet“, sagt Labbadia. Sie war überhaupt gut vorbereitet. Schnell, spritzig, spielfreudig. „Man hat gesehen, was es bringt, wenn man mal 14 Tage an den Laufwegen arbeiten kann“, sagte Labbadia. Zwischen HSV und SC lag ein Klassenunterschied, der sich nur deshalb nicht im Ergebnis niederschlug, weil die Hamburger, allen voran Tunay Torun, mit Chancen umgingen, als hätten sie noch fünfzig in Reserve.

Der SC hatte nur eine. Marcell Jansen köpfte Ball und schob Torwart Rost weg, der Ball plumpste SC-Stürmer Stefan Reisinger einen Meter vor dem Tor vor die Füße. Der Stürmer jagte die Kugel drüber (43.). „Das war es eigentlich“, sagte Reisinger.

Jansen machte das Spiel „Spaß“. Er schoss das 1 : 0 nach einem gewonnen Kopfballduell von Torun und einem kurzen, schönen Pass von Jarolím (7.). Das 2 : 0 erzielte Mladen Petrić (55.), der nach Flanke von Torun und Verlängerung von Jansen mit der Schulter abseits war, aber kein Problem hatte darin, dass Schiedsrichter Lutz Wagner das Tor anerkannte, eine tiefere Form der Gerechtigkeit zu erkennen: „Mir wurden in meiner Karriere schon viele Tore, die hätten zählen müssen, nicht anerkannt. Heute hatte ich mal Glück.“

ROGER REPPLINGER