„Das war sehr frustrierend“
PROTOKOLL Aida S., Hebamme aus Bosnien, muss ihren Beruf noch mal erlernen
Ich bin 1981 in Bosnien geboren. 1993 bin ich mit meiner Familie nach Deutschland gekommen, wegen des Bürgerkriegs, und bin hier zur Schule gegangen. 1997 bin ich zurück nach Bosnien gegangen und habe dort eine Ausbildung zur Hebamme gemacht.
Die Ausbildung in Bosnien ging vier Jahre. Anschließend habe ich dort zwei Monate in einem Krankenhaus volontiert. Ende 2001 kam ich zurück nach Hamburg und habe hier geheiratet. Schon damals wollte ich meinen Beruf anerkennen lassen, aber das war nicht so einfach. Das Jobcenter konnte mir auch nicht helfen, da ich nicht arbeitslos war, und ich brauchte einen unbefristeten Job, um in Deutschland bleiben zu können. Darum arbeite ich seit 2003 als ungelernte Altenpflegerin in einem Altenheim.
Das war sehr frustrierend – ich habe gelernt, Kinder auf die Welt zu bringen, und befinde mich nun am Ende des Kreislaufs des Lebens. Ich habe aber nie die Hoffnung aufgegeben, wieder einmal in meinem ursprünglichen Beruf zu arbeiten.
Mittlerweile habe ich zwei Kinder und bin gerade in Elternzeit. Jetzt beginne ich einen 17-monatigen Anpassungslehrgang in Rotenburg an der Wümme, den mir die Beratungsstelle in Hamburg vermittelt hat. Als ich erfahren habe, dass es diese Möglichkeit gibt, war ich überglücklich. Bundesweit gibt es nur einen solchen Lehrgang.
Dafür werde ich täglich drei Stunden unterwegs sein, aber das ist es mir wert. Zum Glück habe ich einen Kindergartenplatz bekommen, mein älteres Kind geht schon in die erste Klasse. Meine Familie und mein Exmann können sich um die Kinder kümmern, wenn ich nicht da bin. Der Lehrgang kostet 9.000 Euro, das übernimmt aber die Diakonie, sonst könnte ich mir das nicht leisten.
Warum der Anpassungslehrgang so lange dauert? Ich habe gehört, dass viele nicht so gut Deutsch können und erst einmal die Fachsprache lernen müssen. Ich bin da wohl eine Ausnahme. Meine Ausbildung ist jedoch schon zehn Jahre her, da ist sicher viele Neues dazugekommen. Ich freue mich, mein Wissen wieder auffrischen zu können.