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Archiv-Artikel

südfranzosen über den eu-finanzstreit

Die Zeitung Sud-Ouest aus Bordeaux meint zum EU-Haushalt: Je größer die EU wird, desto mehr scheint sie zu schrumpfen. Sie reduziert ihre Mittel, wo sie sie vervielfachen müsste. Sie verschleudert ihre Ambitionen in einem Moment, wo sie neue Mitglieder hat, die viel von ihr erwarten. Kurz und gut, sie schwimmt in einem Meer voller Widersprüche und macht alles verkehrt herum. Das Nein der Franzosen und Niederländer (zur EU-Verfassung) war, wie viele es vorhergesagt hatten, ein riesiger Sieg für Großbritannien, das nun endlich von einem politischen Zwang befreit ist, den es immer loswerden wollte. Der Zerfall hat noch nicht wirklich begonnen – wenn die Reduzierung der Finanzmittel auch dazu beiträgt –, doch die neue Tendenz ist bereits zu erkennen.

La Provence aus Marseille meint zum gleichen Thema: Weil sie keine Perspektive hat, ist die EU wieder eine Vereinigung von fröstelnden Ladenbesitzern geworden, die sich dick einwickeln, um ihre Zuschüsse zu behalten und neue Vorteile zu erhaschen. Die Regierung in London will die gemeinsame Agrarpolitik opfern, die sie als zu teuer und zu vorteilhaft für Frankreich erachtet. Paris wiederum fordert das Ende des Briten-Rabatts und eine Reduzierung der Mehrwertsteuer für Restaurants. Die neuen Mitglieder im Club sehen diesen Messerstechereien niedergeschmettert zu.