piwik no script img

Archiv-Artikel

SPRACHRÄUME

Was passiert, wenn die klassische Figur des Shakespeare’schen Romeo in eine Geschichte über Migration, Tradition und die Suche nach einem eigenen Weg eingespannt wird? Konflikte, Spannungen und Enttäuschungen sind die Folge, schmälern und hinterfragen auch die poetisch ausformulierte große Liebe. Im Stück „Romeo und Julia orientalisch“ in der Neufassung von Mahmut Canbay sieht sich die Julia mit einem türkischen Familienhintergrund einem Liebhaber gegenüber, der mehr Macho ist, denn der erträumte Partner. Nicht nur die Familien stehen hier gegen die „türkisch-kurdische“ Verbindung, die in einem entfernten Hamburg im Jahre 2013 noch für Zündstoff sorgt. Auch die Liebenden selbst ringen und hadern mit Rollenerwartungen, Geschlechterklischees und den eigenen Zukunftswünschen. Viel Stoff für eine ohnehin tragische Geschichte. Fr, 12. 4. (Premiere), Sa, 13. 4., jeweils 20 Uhr, MUT! Theater, Amandastraße 58

Ein Plädoyer für die Notwendigkeit des Träumens auch in schlechten Zeiten hält das Stück „Kleine Engel“ von Marco Baliani bereit und inszeniert zwei Figuren, die diese Fähigkeit eigentlich schon längst abgestreift haben. Eine Frau und ein Mann, beide arbeitslos und an die Seite geschoben, werden mit dem Versprechen auf einen Job an eine einsame Laterne bestellt und treffen hier aufeinander. Als skeptischer Rationalist und kindliche Gefühlsgläubige kommen sie als Stereotype ins Gespräch und bald wieder ins Träumen. Einen Job gibt es selbstredend nicht, nur die Realität und nun ihre gemeinsame Erfahrung, die ihnen neue Stärke gibt. Sa, 6. 4., 20 Uhr, Theater N. N., Hellkamp 68

Die eigene körperliche Schwerkraft hinter sich lassen, schweben und ja, auch in andere Welten eintauchen, das alles erzeugt die große Kunst der Illusion und der Zauberei. Unmögliches erscheint machbar und lässt den geneigten Zuschauer am eigenen Verstand zweifeln. Und auch zu Schwärmereien hinreißen, wie leicht die gesetzten Grenzen der eigenen Existenz zu sprengen sind. Auf diese Reise der Imagination begibt sich Felix Knopp im doppelten Monolog „Das Houdini-Gen“ und nähert sich aus dem Blickwinkel der eigenen Biografie zwei Auftritten großer Entertainer, die einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterließen. Der eine versprach das gesamte Publikum in die geheime Kunst einzuführen und der andere wollte gar gänzlich die Angst abschaffen. Welche Möglichkeiten sich für Knopp und die Menschheit aus diesen Überschreitungen und Anmaßungen ergaben, führt er einfallsreich in dieser Produktion von Meyer und Kowski aus. Fr, 12. 4., 20 Uhr, Thalia Theater, Gaußstraße 190 KENDRA ECKHORST