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Senatoren feilschen um Lehrer

Streit zwischen Schulsenator Böger und Finanzsenator Sarrazin über die Anzahl der Lehrer spitzt sich zu. Berlin habe 469 Lehrer zu viel, gibt Böger zu. Sie seien aber nötig. Nicht finanzierbar, sagt Sarrazin

Von Annette Leyssner

Das gibt’s selten: Der Schulsenator Klaus Böger (SPD) ist richtig zufrieden – zumindest was die Zahl der Lehrer in Berlin angeht. „Nicht zu viel, nicht zu wenig“, so bewertete er gestern die aktuelle Lehrer- und Unterrichtsversorgung. Anlass war die Vorstellung der so genannten Oktober-Statistik, in der die Verteilung der Lehrkräfte zum Stichtag 1. November aufgeschlüsselt wird. Damit verteidigte Böger seine Personalpolitik gegen Vorwürfe von Finanzsenator Thilo Sarrazin (ebenfalls SPD). Sarrazin hatte dem Schulsenator zuletzt im November vorgeworfen, zu viele Lehrer einzustellen. Sarrazin erneuerte gestern seine Vorwürfe. Auch von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kam Kritik: Sie fordert von Böger allerdings noch weitere Stellen.

Zum Stichtag 1. November ist der Bedarf der Schulen an Lehrerinnen und Lehrer zu 103,4 Prozent gedeckt, sagte Böger gestern. Abgezogen sind dabei bereits dauerkranke Pädagogen und Lehrerinnen im Mutterschutz, die den Schulen de facto nicht zur Verfügung stehen. Rein rechnerisch gesehen gebe es damit, gemessen am Bedarf in Berlin, 469 Stellen zu viel.

Diese Stellen verteidigte Böger als notwendiges Polster. Er stehe in der Verantwortung, das Bildungsangebot nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Realität zu garantieren. Für flexible Reaktionen auf Krankheit und Pensionierung seien die 469 Stellen unverzichtbar.

„Den Überhang können wir nicht nachvollziehen“, sagte gestern hingegen Matthias Kolbeck, der Sprecher des Finanzsenators. Der Vorwurf, die Schulen seien zu großzügig ausgestattet, bleibe bestehen. Kolbeck erinnerte daran, dass Böger die Zahl der Schulanfänger im Sommer um 8.000 Kinder zu hoch angesetzt und damit die Neueinstellung von Lehrern begründet hatte. „Berlin hat, gemessen an der Schülerzahl, 17 Prozent mehr Lehrer als der Bundesdurchschnitt“, so Kolbeck. Angesichts der schlechten Haushaltslage könne sich die Stadt diese Zusatzversorgung nicht mehr leisten.

Auch die Landesvorsitzende der GEW, Rose Marie Seggelke, teilt Bögers Euphorie nicht. Durch den Stichtag der Erhebung am 1. November entstehe ein geschöntes Bild. „Von allen Lehrern, die innerhalb eines Jahres in Ruhestand gehen, tun das 30 Prozent zum Jahresende.“ Ihrer Meinung nach werde die Lage bereits Anfang kommenden Jahres weit weniger erfreulich sein.

Zudem sei das „Minipolster“ von 3,4 Prozent Lehrerstellen über Bedarf für Vertretungen schnell aufgebraucht. Die offiziell vom Schulsenator angepeilte Ausstattung der Schulen liegt bei 105 Prozent. Auch das hält Seggelke für unzureichend. Eine Reserve von 10 Prozent sei eher angemessen. Auch sei die Ausstattung mit Lehrkräften extrem unterschiedlich. „Zum Beispiel liegen 20 Grundschulen in Neukölln unter einer Ausstattung von 100 Prozent.“

Böger weist die Kritik von beiden Seiten zurück und bleibt dabei: „Es gibt nicht viel zu viele Lehrer, und es gibt nicht viel zu wenige Lehrer.“

Daten für jede Schule unter www.sen bjs.berlin.de (Link zur „Schule“ und dort „Schulverzeichnis“ anklicken)

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