FAMILIENPOLITIK IST NUR SINNVOLL, WENN SIE GLEICHSTELLUNG FÖRDERT : Problemfall Vater
Es ist das Zeugnis einer Teilemanzipation: Die deutsche Frau 2005 ist so gebildet wie nie zuvor, ermittelte der FrauenDatenReport der Hans-Böckler-Stiftung. Doch in der Jobwelt nützt ihr das wenig: Frauen arbeiten heute kürzer als fünf Jahre zuvor. Die Kluft zur Männerarbeitszeit vergrößert sich. Und nach wie vor verdient Sie deutlich weniger als Er – gerade unter den besser Qualifizierten.
Alle Emanzipationsmühen haben die Ungleichheiten also nicht behoben. Sie haben nur den Zeitpunkt verschoben, an dem sich die Lebenswelten trennen. Früher begann dies in Teenie-Tagen – etwa wenn Eltern eher den schulschwachen Sohn als die talentierte Tochter aufs Gymnasium schickten. Heute wähnt sich noch die Dreißigjährige vor beruflicher Benachteiligung geschützt. Bis sie dann das Mutterdasein eines Besseren belehrt.
Gewichtiger als jeder Bildungsvorsprung wirkt dann ein altbekanntes Karrierehemmnis: dass nach wie vor Sie die Hauptlast der Babyfürsorge trägt. Solange ein Arbeitgeber erwarten muss, dass eine Mutter ihren Beruf aufgibt, wird der dem weiblichen Jungtalent einen Spitzenposten gar nicht erst anvertrauen. Und wenn statistisch erwiesen ist, dass viele Väter ihr Jobpensum eher steigern – dann muss Sie sich umso überforderter zwischen Teilzeitjob und Babypflichten aufreiben.
Die Daten zeigen, wie sehr jene jungen Frauen irren, die Feminismus als verstaubtes Anliegen der Müttergeneration abtun. Und wie wichtig der Paradigmenwechsel in der Familienpolitik ist, der derzeit sogar Teile der CDU erfasst. Finanzhilfen wie das Kindergeld sind allein nicht zukunftsweisend. Sinnvoller sind Mittel, die zugleich gleichstellungspolitisch wirken. Daher ist es richtig, dass die große Koalition das geplante Elterngeld an „Papamonate“ koppelt: Also nur dann ein volles Jahr Lohnersatz zahlen will, wenn der Vater zwei Monate der Babyzeit übernimmt. Der Staat muss Anreize setzen, die Eltern das Votum für eine gerechte Aufgabenteilung erleichtern. Zwei Monate Papadienst werden tradierte Rollenmuster nicht über Nacht aufheben. Doch immerhin liefern sie einen Denkanstoß. COSIMA SCHMITT