: Ein heikles Thema
FAN-GEWALT Der FC St. Pauli lud seine Fans zur Diskussion über Gewalt in den eigenen Reihen
Gibt es unter den Fans des FC St. Pauli ein Gewalt-Problem? Waren die Vorfälle beim Rostock-Spiel im letzten November, als Gewalt auch von Pauli-Fans ausging, eine einmalige Ausnahme? Die Fragen sind unangenehm für den Club mit der besonderen, antifaschistisch geprägten Fankultur. Es sind Fragen, über die zu reden ist, befand der FC St. Pauli Fanladen und lud am Montag zu einer Diskussionsveranstaltung ans Millerntor.
Dass den Fans das Thema unter den Nägeln brennt, zeigte das rege Interesse, das die Veranstaltung auslöste. Statt der erwarteten 50 Teilnehmer kamen über 300 in den großen Ballsaal. Zahlreiche Anhänger des Clubs mussten die Diskussion im Stehen verfolgen. Vertreter von Fanvereinigungen, Aufsichtsrat und der Sicherheitschef waren anwesend. Auch das Präsidium nahm die Problematik ernst und schickte Präsident Corny Littmann mit aufs Podium.
Klar war allen Beteiligten, dass es auch beim FC St. Pauli gewaltbereite Fans gibt. Über den Umgang mit ihnen herrschte geteilte Meinung. Während sich einige direkt für Stadionverbote aussprachen, forderten die Anderen mehr Zivilcourage unter den friedlichen Fans.
Einigkeit herrschte über die Aussage, dass es im Vergleich zu anderen Vereinen beim FC St. Pauli immer noch sehr friedlich zugehe. Eine Veranstaltung wie diese zeige, Probleme würden direkt und offen mit allen Vertretern des Vereins angesprochen.
Ein weiterer Redner sah in der Gewalt-Debatte ein mediales Problem. Jedes bengalische Feuer im Stadion würde sofort als schwerster Krawall interpretiert.
Auch das Verhältnis zur Polizei wurde thematisiert. Hier plädierten vor allem ältere Fans für mehr Gelassenheit gegenüber den Ordnungshütern. Das allerdings fällt einigen Anhängern nach dem Einsatz der Polizei in der Fankneipe Jolly Roger sichtlich schwer. Nach dem Einsatz am 4. Juli 2009 erstatteten mehrere Fans Anzeige wegen Körperverletzung. Die Ermittlungen dauern an. OLE MASCH