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LARS PENNING
Die Filmauswahl beim Globale-Festival ist in der Regel nicht unbedingt einer faszinierenden Ästhetik der zur Debatte stehenden dokumentarischen Werke geschuldet, sondern eher ihrem Inhalt: Im weitesten Sinne links, gegen Wirtschaftsglobalisierung gerichtet, alternative Politik- und Gesellschaftsmodelle aufzeigend, gibt sich die Vielzahl der dort gezeigten Filme. In Tom Fassaerts „De Engel van Doel“ kommen der gesellschaftspolitische und der ästhetische Anspruch aber durchaus zusammen: In grauen Schwarz-Weiß-Bildern erzählt der niederländische Regisseur von einem belgisches Dorf, das zum Abriss freigegeben ist – es wird einer Erweiterung des Containerterminals im Hafen von Antwerpen zum Opfer fallen. Die 75-jährige Emilienne Driesen wehrt sich zwar noch dagegen, doch schon längst steht sie vor vollendeten Tatsachen: Bagger reißen um sie herum immer größere Löcher ins Stadtbild, nach und nach bleibt sie in der sterbenden Stadt allein. Zwar ist Emilienne renitent, doch den Film umweht die Melancholie eines traurigen Heimat- und Identitätsverlusts im Namen des Kapitals. ((OmU) 16. 4., Eiszeit)
Zu den nettesten Kinderfilmen der letzten zehn Jahre gehören die nach den Büchern von Sven Nordqvist entstandenen Zeichentrickwerke um den skurrilen Erfinder Petterson und seinen Kater Findus, der mit all seiner Neugier das Prinzip Kind bestens verkörpert. Die Filme erzählen dabei stets eine Reihe von Episoden in attraktivem Bilderbuchstil aus dem sehr eigenen Universum der beiden Helden, das unter anderem völlig hysterische Hühner, einen immer grantigen Nachbarn und die Parallelwelt der trollartigen Mucklas beinhaltet. In „Neues von Petterson & Findus“ (Regie: Albert Hakan Kaminski) geht es um die ziemlich lustige Rettung eines Elchs vor dem Jäger und einen Besuch des Königs; „Kuddelmuddel bei Petterson & Findus“ (Regie: Jorgen Lerdam und Anders Sorensen) erzählt von einem missglückenden Rollentausch zwischen Groß und Klein sowie von einem Gedächtnisverlust Pettersons, den Findus durch das Erzählen vergangener gemeinsamer Erlebnisse zu beheben versucht. („Neues von …“, 13. 4., Lichtblick-Kino; „Kuddelmuddel bei …“, 12. 4.–13. 4., 16. 4.–17. 4., Moviemento, 14. 4. Lichtblick-Kino)
Wir bleiben in Schweden, auch wenn der gedankliche Sprung vom Zeichentrick-Kater zu Ingmar Bergman nicht eben klein ist. Obwohl auch der Ritter Antonius Block in „Das siebente Siegel“ auf einer neugierigen Suche ist: nach Gott natürlich, der sich einmal mehr nicht zu erkennen gibt – schließlich ist man ja in einem Bergman-Film. Sicher ist nur der Tod, ein gelassener Geselle, der am Ende alle Figuren gleichermaßen ereilt. (12. 4., Tilsiter Lichtspiele)