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Archiv-Artikel

DJs sind gieriger

PRAXIS Wie ist der Umgang mit DJ-Frauen in der Berliner Clubszene? Eine Umfrage unter MusikerInnen, Bookern und Clubbetreibern

Verdienen weibliche DJs weniger als ihre männlichen Pendants? Zumindest für Berlin kann das die DJ und Bookerin Barbara Preisinger nicht bestätigen: „VeranstalterInnen versuchen das Honorar nach unten zu drücken – egal ob ein Mann oder eine Frau hinter den Plattenspielern steht.“ Der DJ-Markt sei generell enger geworden: „Da KünstlerInnen kaum noch Geld durch Plattenverkäufe verdienen, verlangen sie höhere Gagen.“ Doch in Berlin, wo ein Überangebot an DJs herrscht, lassen sich viele ausbeuten. Aus ihrer Erfahrung weiß Preisinger, dass weibliche DJs nach wie vor belächelt und seltener gebucht werden.

Die Bookerin Mo Loschelder stimmt ihr zu: „Unter seriöser Musik verstehen viele Veranstalter männliches Nerdtum.“ Es sei schwieriger, Frauen zu vermitteln – vor allem wenn die Veranstalter selbst Männer seien, was in der Clubszene verbreitet ist. Sie verweist auf das internationale Netzwerk Female Pressure, das von Künstlerinnen aus dem Bereich des elektronischen Pop gegründet wurde und Anfang Februar eine umfangreiche Statistik über die Präsenz von Frauen bei Raves und auf Festivals im Internet veröffentlichte. Die Zahlen belegen drastisch, wie unterrepräsentiert weibliche DJs weltweit sind. Veranstalter gäben mittlerweile zu, sie würden unbewusst Männer bevorzugen, und geloben Besserung. „Zu konkreten Veränderungen hat das noch nicht geführt, aber die Leute werden sensibilisiert“.

„So ein Quatsch!“, sagt ein Verantwortlicher des Berliner Clubs Watergate. „Ob Möse oder Schwanz, spielt beim DJ-Gehalt keine Rolle.“ Entscheidend seien die Qualität der Performance und die Plattenauswahl. Außerdem gebe es wirklich größere Probleme als die Sexismusdebatte, meint der Herr, der nicht mit Namen genannt werden will. Immerhin gibt er zu: „Typen sind gieriger, fordern mehr Geld, manchmal auch jenseits unserer finanziellen Kapazitäten.“ Frauen seien als DJ genauso versiert wie ihre Kollegen, wären im direkten Umgang aber viel teamfähiger und hätten generell mehr Einfühlungsvermögen. Beim Thema Honorar zeigten sie oft mehr Verständnis für die Gegenseite. ELISE GRATON