Osthoffs Fahrer Komplize der Entführer

Ein BND-Mitarbeiter brachte Ermittler auf die Spur. Regierung will das nicht bestätigen. Osthoff bleibt wohl im Irak

FRANKFURT/BERLIN ap/rtr ■ Die deutsche Archäologin Susanne Osthoff soll einem Zeitungsbericht zufolge Ende November bereits in Bagdad entführt worden sein. Nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen hielt ihr Fahrer, mit dem sie nach Arbil unterwegs war, im Norden der irakischen Hauptstadt in einer Seitenstraße. Dort sei die 43-Jährige aus dem Auto gezerrt und in den Kofferraum eines anderen Wagens verfrachtet worden. Bisher war man davon ausgegangen, dass der Wagen von den Entführern angehalten worden war. Die Bundesregierung äußerte sich zu dem Bericht nicht.

Die dreiwöchige Geiselhaft verbrachte Osthoff offenbar im Großraum Bagdad. Der Fahrer sei ihren Aussagen zufolge in die Entführung verstrickt gewesen.

Schon vor der Entführung traute Osthoff ihm nicht über den Weg. Deswegen habe sie einem mit ihr bekannten BND-Mitarbeiter vor der Abreise einen Zettel mit dem Namen des Fahrers, Chalid al-Schimani, und dem Autokennzeichen gegeben. Nach der Entführung erinnerte sich der Mann an das Papier, und die Ermittlungen begannen.

Laut FAZ will Osthoff an ihrem Projekt im nordirakischen Mossul festhalten. Die Archäologin war am Sonntag freigelassen worden und ist nicht nach Deutschland zurückgekehrt. Auch bei ihrer Familie in Bayern hat sie sich noch nicht gemeldet. Zuvor waren Vermutungen über eine mögliche Verschwörung im privaten Umfeld Osthoffs laut geworden. Ermittler interessierten sich danach für den Bagdader Scheich Dschamal al-Duleimi, der der Archäologin Wagen und Fahrer für die Reise am 25. November besorgt und sich später als Vermittler angeboten habe. Scheich und Fahrer, die offenbar Kontakt zu sunnitischen Aufständischen haben, sind seit der Freilassung Osthoffs unauffindbar.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amts verweigerte die Stellungnahme zu Mutmaßungen, wonach den Entführern Lösegeld gezahlt worden sei. Er verwies auf die Grundhaltung der Bundesregierung, wonach Deutschland nicht erpressbar sei. Lösegeldzahlungen lehne die Regierung grundsätzlich ab.

Über die Zahl der derzeit noch im Irak befindlichen Deutschen konnte er keine Angaben machen. Er verwies auf den dringenden behördlichen Hinweis, wonach Deutsche wegen erheblicher Entführungsgefahr den Irak verlassen sollen.