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Archiv-Artikel

Der Goldrausch ist erst einmal vorbei

MÄRKTE Edelmetall kostet so wenig wie seit zwei Jahren nicht mehr. Ein Grund: weniger Angst vor Inflation

Von BW

BERLIN taz | Mit der sicheren Geldanlage Gold ist es erst einmal wieder vorbei. Seit dem vergangenen Herbst hat das Edelmetall fast ein Viertel an Wert verloren. Betrug der Preis pro Feinunze (etwa 31 Gramm) im Oktober noch knapp 1.800 US-Dollar (etwa 1.372 Euro), sackte er am Montag zeitweise auf 1.386,90 Dollar und damit den niedrigsten Stand seit mehr als zwei Jahren. Und kaum ein Analyst glaubt daran, dass Gold so bald wieder wesentlich teurer wird. Im Gegenteil: Die Experten der Bank Goldman Sachs etwa sehen den Preis pro Feinunze bis zum Jahresende 2014 bei 1.270 US-Dollar. Nur die Commerzbank-Researcher gehen davon aus, dass Gold bald wieder zulegt.

Über die Ursachen des rasanten Preisverfalls der letzten Tage sind sich die Experten nicht ganz einig: Spielt die Ankündigung der zyprischen Notenbank, einen Teil ihrer Goldreserven auf den Markt zu werfen, eine Rolle? Guckt man sich die Zahlen genau an, ist das nicht sehr wahrscheinlich: Hier geht es um nicht mehr als 10 Tonnen Gold – eine verschwindend geringe Menge angesichts der jährlichen Gesamtnachfrage von rund 4.405 Tonnen. Allein andere Zentralbanken wollen ihre Reserven in diesem Jahr um rund 540 Tonnen des Edelmetalls aufstocken.

Interessanter sind da schon die langsam wieder besseren Konjunkturmeldungen: Die US-Wirtschaft scheint sich zu erholen, der Dollar gewinnt an Wert, die Angst vor einem Auseinanderbrechen der Eurozone hat sich ein wenig gelegt. Und vor allem: Von einer drohenden hohen Inflation kann weder in den USA (2 Prozent) noch in der Eurozone (1,7 Prozent) derzeit die Rede sein, auch wenn die Commerzbank-Analysten weiterhin unbeirrt glauben, dass die lockere Geldpolitik der Zentralbanken irgendwann doch einfach zu einem Preisverfall führen muss.

Die Folge: Investoren suchen sich renditeträchtigere Anlagen als den sogenannten sicheren Hafen Gold, den sie nur in Zeiten nutzen, wo es Wertverlusten vorzubeugen gilt. BW